Teile eines Tieres online kaufen, bis es verwertet ist - das war die Idee hinter Nahgenuss. Zwei Steirer haben sie verwirklicht.
Wenn es um die eigene Kindheit geht, verblassen Erinnerungen manchmal schnell, diese schwebt ihm aber noch genau im Kopf herum. „Die Eltern haben immer ein halbes Schwein direkt beim Bauern gekauft und die Fleischpakete eingelagert“, erzählt Micha Brandtner. In der Weststeiermark habe man die Landwirte gekannt und gewusst, wie das Tier gehalten worden sei. „Durch den Großeinkauf und durch die Verwendung aller Stücke wurde nichts weggeworfen und ein guter Vorrat für zu Hause angelegt, das war einfach sehr nachhaltig“, führt der 33-Jährige weiter aus.
Doch dann zog die Familie in die Stadt, verabschiedete sich vom Leben am Land und somit auch von der regionalen Einkaufskultur. „Eines Tages haben mein Bruder und ich gedacht, dass das eine großartige Sache war, und man diese Art Fleisch zu konsumieren doch ins Internet verlagern könnte“, so Brandtner. Gesagt, getan.
Qualitätsfleisch von 200 Landwirten in Österreich
Das anfängliche Projekt, Bio-Bauern im Netz bei der Direktvermarktung zu unterstützen, ist inzwischen zu einer erfolgreichen Online-Plattform für den Verkauf von Fleisch geworden. „Unsere Idee dahinter war, dass sich Kunden ein Schwein teilen und es erst geschlachtet wird, sobald das ganze Tier verkauft ist“, erklärt Brandtner das Erfolgsrezept. Wirklich alles zu verwerten, sei der Kern ihres Start-ups „Nahgenuss“. „Anfangs war es schwierig, Bauern zu finden, die ins Geschäft einsteigen. Wir haben die Leute besucht, aber sie waren skeptisch, als da zwei Männer aus der Stadt vom Internethandel erzählt haben“, lacht der 33-Jährige.
Mit vier Landwirten aus der Steiermark starteten er und sein Bruder Lukas Beiglböck schließlich das Unternehmen. In den letzten sechs Jahren sind 196 in ganz Österreich dazugekommen, auch das Angebot hat sich erweitert. Verschickt wird ab 3 Kilo und innerhalb von 24 Stunden per Kühlversand. Seine Bestellung kann man aber auch persönlich am Hof abholen.
1 Mio. Euro Jahresumsatz
Weil die Sehnsucht nach Bauernhof-Qualität gerade groß ist und immer mehr Menschen wissen wollen, wo ihr Schnitzel herkommt, läuft der Online-Handel mit einem Jahresumsatz von 1 Million Euro ausgezeichnet.
Bewusster Fleischgenuss
Neu ist das aber nicht. „So wurde zu Großmutters Zeiten Fleisch konsumiert und bewusst gelebt.“ Er glaubt, dass der Trend dorthin zurückgeht. „Viele reduzieren ihren Fleischkonsum, wissen dafür ein gutes Produkt aber umso mehr zu schätzen und sind bereit, einen gewissen Preis dafür zu bezahlen. Dann ist der Sonntagsbraten wieder etwas Besonderes.“ Genau das würde er unterstützen: „Wenn Fleischgenuss, dann mit hoher Qualität.“
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