Nach einem Missbrauchsverdacht und eingestellten Ermittlungen fühlte sich eine Mutter aus Salzburg hilflos. Nun will sie gemeinsam mit Mitstreiterinnen für Kinderrechte eintreten.
Ingrid E. aus der Stadt Salzburg durchlebte einen Albtraum. Missbrauchsverdacht gegen den Krabbelgruppen-Betreuer ihrer beiden Kinder! Erstmals fielen der Salzburgerin im November 2021 Rötungen im Intimbereich ihrer damals zweijährigen Kinder auf. Damals erzählten diese auch von Schmerzen, die ihnen der Betreuer zugefügt haben soll. Außerdem hatten die Kinder plötzlich Angst vor medizinischen Untersuchungen. Das Verhalten habe sich normalisiert, als der Betreuer die Einrichtung verließ, daher verfolgte die Mutter die Sache vorerst nicht weiter.
Schlagartig geändert hat sich dann alles im April dieses Jahres. „Der Mann kam auf Besuch in die Gruppe. Meine Kinder verhielten sich vollkommen verstört“, berichtet Ingrid E. Ab diesem Zeitpunkt wollten sich die Geschwister auch nicht mehr fotografieren lassen und hatten panische Angst vor dem Badezimmer. „Ich war mir dann sicher, dass etwas vorgefallen ist.“
Die Einrichtung erstattete Anzeige und informierte die Eltern. Die Staatsanwaltschaft reagierte sofort auf den Polizeibericht und ließ die Wohnung des Mannes durchsuchen. Auch das Handy wurde sichergestellt. Gefunden wurde nichts. Ingrid E. ist sich sicher: „Der Fall landete vorher in den Medien. Er hatte also Zeit, Sachen verschwinden zu lassen.“ Und: „Meine Kinder wurden nie befragt, obwohl sie sehr weit in der Entwicklung sind und mir detailliert beschrieben haben, was passiert ist.“
Strafverfahren eingestellt, doch Kampf geht weiter
Die Staatsanwaltschaft entschied nach einem Gutachten, die Kinder nicht zu befragen. Verlässliche Aussagen seien von Kindern unter vier Jahren generell nicht zu erwarten. Das Verfahren wurde – mangels Beweise – rechtskräftig eingestellt.
Nachdem die Anzeige einging, gab es intensive Bemühungen, die Vorwürfe zu verifizieren. Allerdings wurden keine Beweise gefunden. Daher wurde das Verfahren eingestellt. Die Kinder selbst waren aufgrund ihres geringen Alters nicht aussagefähig.
Marcus Neher, Erster Staatsanwalt
Für Ingrid E. und andere Mütter geht der Kampf jetzt mit einer eigens begründeten Kinderrechts-Initiative weiter. „Die Rechte von Kinder müssen auch in der Strafverfolgung gestärkt werden. Sie müssen Gehör finden“, meint eine Mitstreiterin. „Der Staat muss mehr für die Prävention sexueller Gewalt im Kindesalter zu tun“, ist eine andere Mutter überzeugt.
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