Ein neues Konzept sorgte im Vorfeld für Aufregung: strukturierter, aufgeräumter - anders eben. Standler protestieren dagegen, auch am Samstag, dem Tag der Eröffnung. Die „Krone“ hörte sich um.
Vor zwei Jahren komplett abgesagt. Letztes Jahr stark verkürzt, und in abgespeckter Form. Zutritt nur mit 2G. Doch seit Samstag ist der Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz wieder zurück, und es ist alles neu und anders. Der Christkindlmarkt hat ein Update bekommen.
Mehr Platz, dafür aber lange Schlangen vor den Gastroständen
Beim „Krone“-Lokalaugenschein fällt schnell auf: Es sieht dieses Jahr ganz anders aus. Strukturierter, irgendwie aufgeräumt und es gibt viel mehr Platz. Genau das war auch der Hintergedanke des neuen Veranstalters, der Stadt Wien Marketing GmbH. Man habe den beliebten Weihnachtsmarkt noch familienfreundlicher und nachhaltiger gestalten wollen, um somit die Besuchsqualität zu verbessern.
Das zwölf Meter hohe Etagenkarussell von Lamborghini ist jedenfalls ein echter Blickfang. Was jedoch auch auffällt: lange Warteschlangen vor den Gastroständen. Von 154 auf insgesamt 100 Stände wurde reduziert, nur noch ein Fünftel bietet Speisen und Getränke an.
Geschasste Marktstandler geben nicht auf
Die dadurch frei gewordenen Flächen sollen zum Verweilen einladen und kommen bei den meisten der Besucher am Eröffnungstag auch gut an (siehe Umfrage unten). Nicht aber bei den Marktstandlern, die heuer keinen Stand bekommen haben: Während keine 200 Meter entfernt schon alles glitzert und glänzt, haben sich am Samstagabend vor dem Burgtheater die geschassten Standler zu einer Protestkundgebung versammelt.
Eine davon ist Jaqueline Horvath (63). Auch sie ist heuer leer ausgegangen. Horvath ist wütend und erhebt schwere Vorwürfe gegen einige Verantwortliche, spricht sogar von Korruption. Viele der ausgebooteten Standler würden vor dem finanziellen Ruin stehen.
Bedrohungen und juristische Schritte
16 Jahre lang hatten der SPÖ-nahe Akan Keskin und sein Verein zur Förderung des Marktgewerbes das Sagen auf dem Platz. Doch seit heuer ist erstmals die Stadt Wien Marketing GmbH mit der Organisation des mittlerweile nicht mehr größten Christkindlmarktes - das ist nun der am Spittelberg - beauftragt worden. Eine Petition „Rettet den Christkindlmarkt“ zählt knapp 300 Unterschriften.
Zwischenzeitlich wurde wegen Bedrohungen sogar polizeilich ermittelt und ein Annäherungsverbot ausgesprochen. Zu den jüngsten heftigen Vorwürfen hat die Stadt die Causa an die Rechtsabteilung übergeben. Es werden jetzt juristische Schritte geprüft.
Beleuchtung eine Stunde kürzer, „Herzerlflug“ zum Herzerlbaum
Ansonsten ist vieles so wie immer und doch einiges neu: Pünktlich um 17.30 Uhr wurde die 28 Meter hohe steirische Fichte von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und dem steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) feierlich beleuchtet. 1650 Lichter bringen den Baum heuer zum Leuchten. Der Markt wird dieses Jahr eine Stunde kürzer beleuchtet und es kommen diesmal auch nur noch stromsparende LED-Lichter zum Einsatz.
Mit dem „Herzerlflug“ gibt es außerdem auch eine neue Attraktion, die quer über den Rathausplatz zum beliebten Herzerlbaum „fliegt“.
Bei den Preisen für Punsch, Glühwein und Co. befindet sich der Rathausplatz im höheren Preissegment. Eine Tasse Glühwein kostet 5,50 Euro. Kommen noch 4 Euro Tassenpfand dazu.
Neuer Christkindlmarkt: „Jetzt komme ich wieder gerne her!“
Ab jetzt heißt es also wieder Punsch schlürfen, Maroni naschen oder eine Runde mit dem neuen Lamborghini-Karussell drehen. Die „Krone“ hat nachgefragt, wie denn der neue Christkindlmarkt bei den Wienern ankommt. Der einhellige Tenor: viel mehr Platz und einladender als davor.
Man hat hier jetzt wieder mehr Platz, und das finde ich großartig. Ich komme jetzt wieder gerne her! Nur der Weihnachtsbaum könnte schöner sein.
Horst M. (56), Manager
Der neue Christkindlmarkt ist viel besser als der vorherige und ist jetzt auch wieder einladend. Vor allem das größere Platzangebot finde ich ganz toll.
Katharina T. (46), Angestellte
Ich bin das erste Mal hier, und ich finde es sehr gelungen. Die Kunststände gefallen mir sehr gut. Ich möchte auch den neuen Eistraum ausprobieren.
Lena F. (22), Studentin
Der alte Markt war früher viel besser. Es fehlt die festliche Stimmung, und die langen Warteschlangen vor den Gastroständen sind eine richtige Zumutung!
Roland E. (72), Pensionist
Es wird aber auch etwas Kritik geübt. Vor allem die langen Warteschlangen vor den Gastroständen stören Herrn Roland E. Kein Wunder. Denn auch hier wurde das Angebot spürbar reduziert. Nur noch ein Fünftel aller Stände vor Ort sind der Gastro zuzuschreiben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.