Nach Istanbul-Anschlag
Türkei griff kurdische Ziele in Syrien und Irak an
Das türkische Militär hat in der Nacht auf Sonntag kurdische Stellungen in Nordsyrien und im Nordirak angegriffen. Die Einsätze richteten sich gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die syrische Kurdenmiliz YPG, wie das Verteidigungsministerium in Ankara mitteilte. Die türkische Regierung macht beide für den Bombenanschlag im Stadtzentrum von Istanbul verantwortlich, bei dem am Sonntag vor einer Woche sechs Menschen getötet und 31 weitere verletzt wurden.
Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte griff das türkische Militär die kurdischen Stellungen in Nordsyrien aus der Luft an. Dabei habe es Verletzte und Tote gegeben, teilte ein Sprecher der Organisation mit. Auch der türkische Nachrichtensender CNN Türk berichtete von Angriffen unter anderem auf Orte wie Kobane, die bisher fest in der Hand kurdischer Rebellen sind. Auf der Twitter-Seite des türkischen Verteidigungsministeriums hieß es am Samstagabend, man werde die „Angriffe“ rächen, es sei „Abrechnungszeit!“
Anschlag als Anlass für neue Offensive in Nordsyrien
Ankara sieht in der YPG einen Ableger der PKK und bekämpft beide als Terrororganisation. Einige Experten hatten bereits gemutmaßt, dass die türkische Regierung den Bombenanschlag als Anlass für eine neuerliche Offensive in Nordsyrien nehmen könnte. Die YPG - als Teil der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) - ist unter anderem in den nun laut Berichten angegriffenen Gebieten präsent. Das Verteidigungsministerium beruft sich in seiner Mitteilung auf das Recht auf Selbstverteidigung laut Charta der Vereinten Nationen.
Das türkische Militär hat bereits mehrmals Einsätze gegen die PKK im Irak und gegen die YPG in Syrien geführt. Im syrischen Staatsfernsehen wurde Sonntag früh von türkischen Angriffen auf Stellungen der SDF berichtet, Syriens staatliche Nachrichtenagentur SANA sprach von einer „türkischen Aggression“. SDF-Kommandant Mazloum Abdi berichtete auf Twitter von Bombardierungen.
Die Türkei hat seit 2016 bereits vier Militäroffensiven in Nordsyrien initiiert. Dort hält die Türkei Grenzregionen besetzt und kooperiert dabei mit Rebellengruppen. Der syrische Präsident Bashar al-Assad wird dagegen von Russland unterstützt.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat ihren Sitz in Großbritannien und bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Von unabhängiger Seite sind die Angaben oft kaum überprüfbar.
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