Im Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die Invasoren mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Nach der jüngsten Niederlage in Cherson ist die Kampffähigkeit der russischen Streitkräfte stark beeinträchtigt. Grund dafür ist laut britischen Geheimdiensten der Mangel an Munition und geübtem Personal. Beispielhaft ist ein Video von mobilisierten Russen, die sich über minderwertige Ausrüstung und über Training mit Stöcken statt mit Gewehren beschweren.
Ihre Video-Botschaft richten die Männer aus Altai Krai in Sibirien an den Gouverneur der Region. Die Uniformen, die sie bekommen hätten, seien nur dafür geeignet „unter Panzern im Schlamm zu graben“, man könne nicht darin kämpfen, heißt es in dem Clip, der auf dem Telegram-Kanal der russischen Nachrichtenplattform „Readovka News“ veröffentlicht wurde (siehe unten).
Uniformen tauchten in Geschäft auf
Die eigentlich vorgesehenen Allwetter-Uniformen seien im lokalen Geschäft für Militärzubehör zu erstehen - mit dem Markenzeichen der Armee darauf. Er selbst habe seine Uniform mit eigenem Geld dort gekauft, so der Wortführer der Gruppe. Der Verdacht: Die Uniformen wurden von korrupten Versorgungstruppen aus Depots gestohlen und verkauft.
In den drei Wochen, seit die Ausbildung begann, gab es kein richtiges Training, beschweren sich die Männer weiter: „Wir wissen nichts von Taktik, wir wissen gar nichts“. Ihnen sei lediglich beigebracht worden, wie man eine Aderpresse legt. Zum Teil würden Veteranen die mobilisierten Männer freiwillig trainieren, „die uns mit Stöcken Taktiken beibringen.“ Es gebe bei der Ausbildung in der russischen Region Orenburg keine Gewehre, nicht einmal ungeladene. Viele Einberufenen hätten seit zehn oder zwölf Jahren kein Gewehr mehr in der Hand gehabt und würden jetzt nicht einmal lernen, wie man eine Waffe auseinanderbaut.
Kein Geld für Ausrüstung
Die Soldaten beschweren sich auch darüber, dass die Hälfte von ihnen kein Geld erhalten hätten, um notwendige Ausrüstung wie Nachtsichtgeräte zu kaufen. Laut der Lokalzeitung „Altapress“ bekommen neu einberufene und Freiwillige Zahlungen in Höhe von 100.000 Rubel (rund 1600 Euro). Demnach hat die Regionalregierung auf die Beschwerden reagiert und will Repräsentanten nach Orenburg schicken.
Im Netz veröffentlichte Videos zeigen zahlreiche weitere Missstände in der russischen Armee. In einem Fall sollten „Mobiks“ - russischer Slang für Mobilisierte - in ein Zelt einziehen, das von der vorigen Schicht verdreckt und mit zerstörter Einrichtung zurückgelassen wurde (siehe unten). In einem anderen Clip bekommt ein Mann die Uniform statt in der benötigten Größe 43 in Größe 56. „Nimm den verdammten Helm! Unsere Großväter haben gekämpft und du kannst es auch!“, schreit ihn der Vorgesetzte an, als er sich beschweren will.
Mobilisierung wird im Stillen fortgesetzt
Laut Militärexperten schickt Russland Soldaten nur kurz nach der Rekrutierung in den Kampf, um so die Front in der Ukraine zu stabilisieren. 100.000 der 300.000 seit September rekrutierten Soldaten würden so eingesetzt, erklärte Oberst Berthold Sandtner kürzlich im Gespräch mit der APA. Die übrigen 200.000 im Rahmen der Teilmobilmachung einberufenen Soldaten würden aktuell formiert, ausgebildet und ausgerüstet. Obwohl die Teilmobilmachung offiziell abgeschlossen ist, sei davon auszugehen, dass sie im Stillen fortgesetzt wird und die Zahl durchaus auf eine halbe Million Soldaten steigen wird. Anfang kommenden Jahres könnte es dann mit frischen Kräften wieder zu russischen Offensiven kommen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.