Corona & Wasserschaden

Probleme mit Vermieter: Es geht um die Existenz

Wien
21.11.2022 11:00

Melanie Sophie Mahlknecht (29) ist die jüngste Keramikmeisterin Österreichs. 2020 erfüllte sie sich schließlich ihren Traum und eröffnete ihr Atelier samt offener Werkstatt in Wien-Margareten. Doch die Freude hielt wegen Corona nicht lange, dann zerstörte ein Wasserschaden auch noch das Atelier der Unternehmerin. Heute kämpft Mahlknecht um ihre unternehmerische Existenz. Anwälte sind schon länger im Spiel, mittlerweile sind auch Bezirksvorsteherin des 5. Bezirks und die WKO um Hilfe angerufen worden.

Mit dem ersten Lockdown im März 2020 nahm das unternehmerische Drama seinen Anfang - nur zwei Wochen nach der feierlichen Eröffnung. Weitere Lockdowns sollten folgen. Eine Zeit, in der die junge Unternehmerin weiterhin die volle Miete zahlen musste - nicht gerechtfertigt, wie man heute weiß. Als sich die Lage der Pandemie im Mai 2021 schließlich etwas verbesserte, kam der nächste Schlag: ein Wasserschaden von der Wohnung über dem Geschäftslokal. Ein Schaden, der eine weitere monatelange Schließung des Ateliers - und eine fortdauernde juristische Auseinandersetzung mit ihrem Vermieter - zur Folge haben sollte.

„Die Fäkalien kamen durch die Decke“
„Es war wie in einer Tropfsteinhöhle. Die Fäkalien kamen durch die Decke, das Geschäft stand unter Wasser“, schildert Mahlknecht (siehe auch Video unten). „In der Früh war noch alles in Ordnung, um halb zehn Uhr war schon ein Teil der Deckenplatten heruntergebrochen“, erinnern sich die Keramikmeisterin und Ihr Partner Karl an den unheilvollen Tag im Jahr 2021. Ein herausgebrochener Teil einer durchweichten Deckenplatte fiel damals sogar auf Karls Schulter, der seither unter den Folgeschäden leidet. Eine Schulter-OP war nötig und die Schulter schmerzt auch heute noch, wie der Messerschleifer gegenüber der „Krone“ schildert.

(Bild: Melanie Mahlknecht)

Damit nicht genug, kam der mühsame Kampf mit dem Vermieter. Statt im August 2021 waren die Sanierungen erst im Oktober letzten Jahres fertig. Bis Ende Mai war das Geschäft von Frau Mahlknecht für die Sanierungsarbeiten leergeräumt worden, damit ab Anfang Juni die Sanierung erfolgen sollten. Doch die ursprüngliche Firma bekam den Auftrag vom Hausbesitzer nicht, „und dann wurden es immer schlimmere Firmen“, so Mahlknecht.

Billigster Unternehmer erhielt den Sanierungszuschlag - und pfuschte
Jener Unternehmer, der am Ende den Auftrag erhielt, habe unter anderem gemeint „Bautrockner brauchen wir nicht, es ist draußen warm genug“, erinnert sie sich an den Sanierungshorror. Nicht einmal ein Messgerät für Feuchtigkeit sei zum Einsatz gekommen, „die beauftragte Firma hätte den neuen Verputz auf die Wand geklatscht, ohne Feuchtigkeit zu messen“, ergänzt Mahlknechts Partner Karl. Nur ihre Beharrlichkeit habe damals den allerschlimmsten Pfusch verhindert.

Eine Entschädigungszahlung gab es nicht. Für den Zeitraum der Sanierungsarbeiten wurde zumindest keine Miete bezahlt, ein Lager wurde von der Versicherungsfirma des Hausbesitzers bezahlt. Aber lediglich 800 Euro ohne Betriebskosten fürs Lager. „800 Euro plus Betriebskosten waren es allerdings monatlich für das Geschäft“, rechnet Mahlknecht vor. Die Mehrwertsteuer musste die Unternehmerin auch noch selbst draufzahlen, wie Sie ergänzt.

(Bild: Melanie Mahlknecht)
(Bild: Melanie Mahlknecht)
(Bild: Melanie Mahlknecht)
(Bild: Melanie Mahlknecht)
(Bild: Melanie Mahlknecht)

Im Umgang des Hausbesitzers sieht Mahlknecht auch nach Rücksprache mit Ihrer Anwältin einen „Skandal und ein Paradebeispiel, wie mit Jungunternehmern in Wien umgegangen wird“. Erst nachdem der Fall bei der Schlichtungsstelle landete, bot der Vermieter einmalig 3500 Euro für die Folgen des Wasserschadens - allerdings nur, wenn Mahlknecht auf alle weiteren Forderungen verzichte. Sie will aber weiterkämpfen.

So wurde der Vermieter mittlerweile auch bei mehreren Magistratsabteilungen angezeigt. Diverse gemeldete Mängel, vom verdreckten Innenhof über Baumängel und Schäden über der Eingangstür des Geschäftslokals bis hin zu nicht ordnungsgemäßen Außenfenstern, würden jedenfalls das Bild eines Hausbesitzers ergänzen, der offensichtlich wenig Skrupel kennt, ist Mahlknecht überzeugt.

Unternehmerin kämpft weiter um Existenz
Heute muss die junge Keramikmeisterin um den Fortbestand ihres mühevoll und wohlüberlegten Unternehmenstraums bangen. Anwälte werden auch 2023 in dem Fall weiter im Einsatz sein, und die Bezirksvorsteherin des 5. Wiener Gemeindebezirks, Silvia Jankovic (SPÖ), wurde ebenso wie die Wirtschaftskammer Margareten um Hilfe angerufen.

Die Keramikmeisterin und ein junger Helfer beim Ausstechen von Sternen und Glückspilzen für den Jahreswechsel. (Bild: Harald Dragan)
Die Keramikmeisterin und ein junger Helfer beim Ausstechen von Sternen und Glückspilzen für den Jahreswechsel.

Positiv zumindest: Mittlerweile wurde Frau Mahlknecht der Fixkostenzuschuss für 2021 ausbezahlt - im 10. Monat des Jahres 2022 …

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