Zwischenfälle in AKWs
Kiew bittet NATO um Schutz vor russischer Sabotage
Die Ukraine hat die NATO zum Schutz der Atomkraftwerke des Landes vor russischer Sabotage aufgerufen. „Alle Staaten haben ein Interesse daran, dass es an unseren Atomanlagen nicht zu gefährlichen Zwischenfällen kommt“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag. Und fügte hinzu: „Wir alle brauchen Schutz vor russischer Sabotage in den atomaren Einrichtungen.“
Das von Russland besetzte AKW Saporischschja war am Wochenende beschossen worden. Der Leiter der UN-Atomaufsicht warnte am Montag vor neuen Angriffen. Wer das Kraftwerk beschossen habe, „spiele mit dem Feuer“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi. Russland und die Ukraine machten sich gegenseitig verantwortlich.
„Gefahr eines atomaren Zwischenfalls besteht“
Die staatliche russische Atombehörde Rosatom beriet nach eigenen Angaben über die Vorgänge vom Wochenende mit der IAEA. Es bestehe die Gefahr eines atomaren Zwischenfalls, hieß es anschließend. Rosatom kontrolliert die Anlage seit Oktober, als der russische Präsident Wladimir Putin anordnete, sie formell zu übernehmen und die ukrainischen Mitarbeiter einer russischen Tochterfirma zu unterstellen.
Kiew spricht von „Diebstahl“
Die Ukraine bezeichnet den Vorgang als Diebstahl. Vor der Invasion lieferte das AKW etwa ein Fünftel des ukrainischen Stroms. Die Reaktoren sind heruntergefahren. Es besteht jedoch das Risiko einer Überhitzung, sollten die Kühlanlagen nicht mehr mit Strom versorgt werden können. Die entsprechenden Leitungen sind während des Krieges bereits mehrfach unterbrochen worden.
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Selenskyj: „Heftigste Gefechte in Region Donezk“
Der Beschuss des Atomkraftwerks folgt auf Rückschläge für die russischen Streitkräfte in der Region Cherson im Süden der Ukraine. Russland bombardiert seither gezielt Energie-Infrastruktur in der Ukraine. Nach ukrainischen Angaben beschießen die russischen Streitkräfte zudem verstärkt ukrainische Stellungen in der Ostukraine. Am Sonntag habe man fast 400 Angriffe gezählt, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. „Die heftigsten Gefechte finden nach wie vor in der Region Donezk statt“, so der Präsident. Zwar habe es aufgrund der Wetterverschlechterung weniger Angriffe gegeben. Der russische Beschuss bleibe dennoch „leider extrem hoch“.
Russland hatte seine Streitkräfte in diesem Monat aus der südlichen Stadt Cherson abgezogen und einige von ihnen zur Verstärkung von Stellungen in den östlichen Regionen Donezk und Luhansk im Donbass verlegt. Cherson ist weiter ohne Strom, fließendes Wasser und Heizung.
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