Verrückt oder schlicht zukünftige Normalität im Weltfußball? Jedenfalls dürften - wenn die ersten Entwicklungen der WM 2022 als repräsentativ gewertet werden dürfen - Fußballspiele in Zukunft deutlich länger dauern als bisher. Allein am Montag gab es in drei Partien insgesamt satte 48 Minuten. Das ergibt einen Schnitt von acht Minuten pro Halbzeit. Und Schiri-Legende Pierluigi Collina hatte es kommen sehen.
„Wir werden die Nachspielzeit sehr sorgfältig kalkulieren und versuchen, die Zeit auszugleichen, die durch Zwischenfälle verloren geht“, sagte Collina schon vor dem Turnier. „Wir wollen nicht, dass es in einer Halbzeit nur 42 oder 43 Minuten aktives Spiel gibt, das ist nicht akzeptabel. So solle die Zeit, die durch Torjubel, Auswechslungen, Verletzungen oder Platzverweise verloren gehe, in jedem Fall nachgespielt werde. “Sieben, acht, neun Minuten Nachspielzeit", seien in einem normalen WM-Spiel in Katar durchaus zu erwarten.
24 Minuten bei England - Iran
Und der Montag gab ihm völlig recht. Sogar mehr als recht. Im ersten Spiel des Tages, England gegen den Iran, gab‘s insgesamt 24 (!) Minuten Nachspielzeit, 14 in der ersten, zehn in der zweiten Halbzeit. Das Tor von Irans Mehdi Taremi (90.+13) war das späteste Tor einer Weltmeisterschaft in regulärer Spielzeit, das seit detaillierter Datenaufzeichnung von 1966 gemessen wurde, wie der Datendienstleister Opta bei Twitter mitteilte. Das Tor des Niederländers Davy Klaassen (90.+9) zum 2:0-Endstand gegen Senegal kurz danach war demnach der zweitspäteste Treffer.
Ereignisreiche Partie
In der Partie zwischen England und Iran wurde diese grobe Maßgabe nun sogar gleich nach beiden Halbzeiten überboten - allerdings auch wegen des sehr ereignisreichen Spiels. Zu den insgesamt acht Toren kamen unter anderem noch eine längere Behandlungspause für den verletzten iranischen Torhüter Ali Beiranvand und eine Entscheidung durch den Videobeweis, bei der sich Referee Raphael Claus eine Szene selbst noch einmal ansah.
Aber auch die beiden folgenden Spiele des Montags zogen sich in die Länge. Das Spiel Niederlande gegen den Senegal konnte insgesamt zwölf, zwei in der ersten, zehn (nach angekündigten neun), Minuten auf sein Konto verbuchen.
Auf ebendiese zwölf Nachspiel-Minuten brachte es dann auch die letzte Partie des Tages. Wales gegen die USA dauerte auch ein Dutzend Minuten länger als geplant.
Es scheint, als müssten Fußball-Fans künftig mehr Zeit zur Ausübung ihres Hobbys, Fußballschauen, einplanen.
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