Der russische Energieriese Gazprom wirft der Ukraine vor, beim Transit durch ihr Staatsgebiet einen Teil des Gases einzubehalten - und droht jetzt deshalb mit einer Drosselung der ohnehin schon reduzierten Lieferungen. Das Nachbarland habe bisher bereits 52,5 Millionen Kubikmeter russisches Gas nicht weitergeleitet, das eigentlich für die Nachbarrepublik Moldau bestimmt gewesen sei, teilte Gazprom am Dienstag mit.
Sollte sich daran nichts ändern, werde der Transit, von dem auch EU-Länder profitieren, ab kommendem Montag um die täglich einbehaltene Menge gekürzt. Ein konkretes Volumen nannte Gazprom nicht.
Transport geht trotz Krieg weiter
Kiew äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen, hatte in der Vergangenheit aber stets betont, seine vertraglichen Verpflichtungen einzuhalten. Trotz des laufenden russischen Angriffskrieges hat die Ukraine seit dem 24. Februar rund 15,6 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas in Richtung Westen transportiert - davon nach eigenen Angaben mehr als zehn Prozent nach Moldau.
Im Mai allerdings wurde der Erdgastransit über das von Russland besetzte Gebiet Luhansk eingestellt. Kiew und Moskau warfen sich gegenseitig vor, dafür verantwortlich zu sein. Statt der möglichen Maximalmenge von 109 Millionen Kubikmetern fließen nun täglich nur noch etwas mehr als 40 Millionen Kubikmeter von Russland in die Ukraine und weiter nach Westen.
Moldau: „Politische Erpressung“
Das zwischen Rumänien und der Ukraine liegende Moldau mit seinen rund 2,6 Millionen Einwohnern wiederum ist eines der ärmsten Länder Europas. Anfang Oktober hatte Gazprom die Lieferungen an Moldau gedrosselt und den Schritt bereits damals mit angeblich durch die Ukraine verursachten Transitproblemen begründet. Die proeuropäische Führung unter Präsidentin Maia Sandu hingegen macht Moskau für den Gas-Engpass verantwortlich und spricht von „politischer Erpressung“. Moldau wurde im Juni wie die Ukraine zum EU-Beitrittskandidaten erklärt.
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