Eine Umfrage unter fast 2000 Wiener Spitalsärzten zeigt erschütternde Ergebnisse: Fast 80 Prozent geben an, die Patienten nicht mehr adäquat versorgen zu können - tagtäglich.
Die Gefährdungsanzeigen der letzten Monate, die an die Öffentlichkeit gedrungen sind, haben die massiven Probleme in den Spitälern sichtbarer gemacht. Doch sie sind nur die Spitze des Eisbergs.
Schlechtere Ausbildung
Das ergab eine von der Wiener Ärztekammer in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage unter 1894 Spitalsärzten, die von Peter Hajek durchgeführt wurde. Und die ersten Ergebnisse sind erschütternd. So sehen 84 Prozent der Befragten einen deutlichen Qualitätsverlust in der Patientenbetreuung (siehe Grafik). Acht von zehn Ärzten geben an, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen auch zu einer schlechteren Ausbildung der Turnusärzte führen.
„Wir erhalten immer wieder Hilferufe betreffend die Arbeitsbedingungen oder Situationen, die für die Ärzte nicht mehr tragbar sind“, sagt der Präsident der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart. Diese waren auch ausschlaggebend für die Erstellung der Studie. „Wir wollten den Ist-Zustand erheben, um das Thema zu objektivieren“, so Steinhart weiter.
Engpässe bei Patientenversorgung
Und der Ist-Zustand ist alarmierend. Denn fast 80 Prozent der Ärzte bestätigen, dass es große Engpässe bei der Versorgung der Patienten gebe. „Die Kollegen können die Patienten nicht mehr so versorgen, wie medizinische Standards es verlangen würden“, schildert Ärztekammer-Vizepräsident Stefan Ferenci die Situation.
Ärzte von Stadtpolitik im Stich gelassen?
68 Prozent der Spitalsärzte sagen zudem, dass Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) die Gefährdungsanzeigen nicht ernst genug nehme. Ferenci: „Wenn der Gesundheitsverbund (WIGEV) die Realität negiert, macht er sich mitschuldig am Untergang des Spitalssystems.“
Wenn der Gesundheitsverbund (WIGEV) die Realität negiert, macht er sich mitschuldig am Untergang des Spitalssystems.
Ärztelkammer-Vizepräsident Stefan Ferenci
Die „Krone“ hat WIGEV-Verantwortliche mit den Ergebnissen der Studie konfrontiert. Die lapidare Antwort: Man kenne sie nicht.
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