Neun Millionen Euro wollte die steirische Landes-Spitalsgesellschaft Kages für die Ausbildung von 60 Jungmedizinern an der privaten Wiener Sigmund-Freud-Uni (SFU) bezahlen. Jetzt der Knalleffekt: Nachdem in einem Gutachten die Qualität der Ausbildung bemängelt worden ist, wird der Masterstudiengang Humanmedizin tatsächlich widerrufen. Was sind die Folgen für die Steirer?
Erst im Februar präsentierte das Land die Kooperation mit der Privatuni. Drei Jahre lang sollen je 20 Medizin-Studienplätze für junge Menschen reserviert sein, die sich verpflichten, nach dem Studium zumindest zehn Jahre lang in einem steirischen LKH zu arbeiten. Die ersten starteten im September. Gesamtkosten: neun Millionen Euro! Von einer „Win-win-Situation“ sprach damals Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).
Brisantes Gutachten sorgte für Zündstoff
Doch schon im September zogen dunkle Wolken auf: Da wurde ein vertrauliches, 122 Seiten starkes Gutachten der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) an Medien, darunter auch die „Krone“, gespielt. In diesem empfehlen die Experten, die Zulassung des Masterstudiengangs Humanmedizin, den die SFU seit 2015/16 anbietet, zu widerrufen.
Grund: „Hier bestehen in den wesentlichen Bereichen Personal, Forschung und Infrastruktur große Abweichungen von national und international üblichen Standards.“ Angeführt wird etwa keine Erhöhung des Personalstands (während die Studierendenzahlen sich verdreifacht haben), das Fehlen einer ausgewiesenen Universität-Klinik (und daher zu später Patientenkontakt) und eine Laborfläche von nur 120 m². Die Mängel seien kaum in der notwendigen Frist von zwei Jahren zu beheben.
Entscheidung scheint gefallen
Vergangene Woche fand die entscheidende Sitzung bei der AQ Austria statt. Zunächst wurde das Ergebnis unter Verschluss gehalten. Wie nun aber bekannt wurde, dürfte es tatsächlich zum Aus für den Masterstudiengang kommen!
Die Folgen für die Steirer
Was heißt das nun für die steirische Kooperation und die steirischen Studierenden? Nun, die ersten 20, die heuer begonnen haben, können ihr Studium jedenfalls abschließen. Bisher wurden erst 250.000 Euro an Studiengebühren bezahlt.
Rektor Pritz hat klargestellt, dass jene 20 Studierende, die das Fördermodell in Anspruch genommen haben, weiterstudieren können.
Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP)
Ob die getroffene Vereinbarung zwischen der Uni und der Kages erlischt, wird rechtlich geprüft, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß. Man müsse die Bescheide abwarten. Auch eine Neu-Akkreditierung des Masterstudiengangs ist möglich.
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