Ja, wir haben seit dem Sommer ein neues und hart erkämpftes Gesetz rund um das Thema Tiertransporte: Für die Transportroute heimischer Kälber von Salzburg nach Spanien sind jetzt längere Pausen vorgesehen. Ein Tropfen auf dem heißen Stein für jene Tiere, die ihrem Tod entgegenrollen. Und nein, es ist vollkommen wirkungslos, da es vor unser aller Augen systematisch gebrochen wird. Der „Verein gegen Tierfabriken“ (VGT) dokumentierte diesen neuesten Skandal auf der Todesroute von Bergheim bei Salzburg bis Vic in Spanien.
Treue Leser wissen es längst: Jede Woche werden Milchkälber in ganz Österreich gesammelt und zur Mast nach Spanien exportiert. Die drei bis acht Wochen alten Tiere müssen während der kompletten Transportzeit Hunger und Durst leiden, denn sie sind noch abhängig von der Muttermilch und an eine Versorgung auf den Lkw ist nicht zu denken. Regelmäßig sterben Kälber auf diesen Transporten oder kurz danach an den Strapazen - das ist kein Geheimnis mehr.
Jahrelanger Kampf gegen Windmühlen
„Wie können wir hilflosen Geschöpfen so viel Leid antun? Warum entreißen wir Tierbabys ihren Müttern, karren sie ins Ausland, um sie dort zu mästen? Warum schicken wir Tiere Tausende Kilometer, meist unter qualvollen Bedingungen, quer über den Kontinent - um sie dort zu töten“, so „Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner mit Tränen in den Augen. Sie kämpft seit Jahren unermüdlich für ein Ende der qualvollen Tiertransporte. Doch die Mühlen des Gesetzes mahlen langsam. Und noch schlimmer: Bestehende Richtlinien werden einfach nicht eingehalten.
Skandal: Österreich dürfte EU-Recht absichtlich umgangen haben
So war erst im September dieses Jahres vom VGT enthüllt worden, dass nach der Einschätzung von Juristen der Staat Österreich nicht nur illegale Kälbertransporte durchführt(e), sondern in einem Abkommen mit Italien sogar eigene Bezeichnungen erfinden würde, um EU-Recht zu umgehen. Eine umfangreiche schriftliche Einschätzung dieser Missstände wurde an die EU-Kommission übergeben, die nun bis Anfang 2023 Zeit hat, zu reagieren. Zu spät für zahlreiche Tiere, die bis dahin in den Tod fahren.
VGT dokumentierte aktuelle Gesetzesverstöße
Ein Team des VGT begleitete nun aktuell und gleich mehrfach die Transporte nach Spanien und dokumentierte die beobachteten Gesetzesverstöße. Und auch dieses Jahr lag ein totes Kalb vor der Sammelstelle in einer Kadavertonne. Laut Gesetz müsste in Bozen, Italien, eine Pause von 24 Stunden eingehalten werden, bei der die Kälber abgeladen werden und ruhen dürfen. In allen dokumentierten Fällen wurde diese Pause auf etwa 16 Stunden abgekürzt.
Es ist unfassbar, wie Tierkinder auf diesen Transporten behandelt werden!
Ann-Kathrin Freude, Verein gegen Tierfabriken
Kälber werden auch noch misshandelt
Auch die nach Abschluss des Transportes notwendigen 48 Stunden Aufenthalt am Bestimmungsort in Vic werden sogar gänzlich ignoriert - die Tiere fahren bereits nach wenigen Stunden weiter zu Masthallen in der Region. Zusätzlich zum zehrenden, tagelangen Transport, werden die kleinen Kälber bei der Verladung sehr grob behandelt. Das Team des VGT beobachtete, wie sie mit Stöcken geschlagen wurden, mehrfach davon ins Gesicht. Einige Kälber wurden sogar mit dem Knie oder Fuß ins Gesicht getreten und vom Transporter gestoßen. Der VGT wird dazu umfangreiche Anzeigen gegen die beteiligten Transportfirmen einbringen.
Entenfellner: „Taten sind gefragt!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner organisierte bereits 2020 einen erfolgreichen Gipfel zum Thema Tiertransporte, bei dem die wichtigen Player aus Politik und Tierschutz nach Lösungen suchten. Seit Jahren engagiert sie sich unermüdlich für ein Ende des rollenden Leids. „Nur darüber zu reden, reicht nicht - wir erwarten endlich effektiven Einsatz!“ Die EU-Verordnung zu Tiertransporten müsse endlich konsequent vollzogen werden. Wie auch der VGT fordert die „Krone“-Expertin das generelle Verbot von Transporten von Vierbeinern, die noch nicht von der Muttermilch entwöhnt sind.
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