Bei einem kann man sich auch in unsicheren Zeiten sicher sein: wenn es für die SPÖ zu gut läuft, bricht irgendjemand eine Führungsdebatte vom Zaun. Dieser Jemand ist ein Wiederholungstäter und zumeist der burgenländische Landeshauptmann. Aber was will Hans-Peter Doskozil eigentlich und könnte er es wirklich besser als Pamela Rendi-Wagner?
Es hätte einem dieser Tage innenpolitisch fast langweilig werden können. Die Aufregung um die türkisen Chats hat sich für’s Erste gelegt, vom Vizekanzler hat man ohnehin schon länger nichts mehr gehört und Kickls Asyl-Polterer regen schon lange nicht mehr auf. Kurz sah es also nach vorgezogener Weihnachtsruhe aus - wenn da nicht die SPÖ wäre…
SPÖ leistet sich den Luxus einer Führungsdebatte
Die hat sich nämlich mal wieder treffsicher und ohne Not in eine Führungsdebatte hineinmanövriert. Warum denn auch nicht? Es läuft gut, in Umfragen liegen die Sozialdemokraten auf dem ersten Platz und die Regierung steckt in einer veritablen Vertrauenskrise. Da kann man sich doch als aufstrebende Oppositionspartei schon einmal den Luxus von internen Hackeln leisten. Innerparteiliche Stabilität ist doch ohnehin nur etwas für Verlierer!
Warum sagt Doskozil nicht einfach, dass er Chef werden will?
Aber lassen wir den Sarkasmus für’s Erste beiseite: Die Obmann-Diskussion rund um Doskozil und Rendi-Wagner hat schon langsam einen Bart. Ja, der neueste Kniff, dass die SPÖ Burgenland eine Umfrage präsentiert, wonach die Partei unter der Führung des burgenländischen Landeshauptmann noch besser abschneiden würde, ist originell, aber: warum zum Teufel kann Doskozil nicht einfach klar sagen, dass er SPÖ-Chef werden will?
Klarheit statt ewiges Sticheln
Das würde die Sache nämlich ein wenig abkürzen und etwas mehr Klarheit bringen. Immerhin ist es nichts Verwerfliches, nach oben zu streben - auch, wenn es der Chefsessel ist. Dann könnte die Partei nämlich ein für alle Mal diskutieren und entscheiden, wer besser zu den Sozialdemokraten passt. Mit den in regelmäßigen Abständen erscheinenden Sticheleien haben wir zwar unsere Polit-Unterhaltung, der Partei hilft es nur leider gar nicht.
Asyl könnte er besser, Partei-Management nicht
Aber könnte Doskozil es wirklich besser? In Asylfragen ist er womöglich akzentuierter und glaubwürdiger, weswegen er vielleicht sogar Wähler der FPÖ an sich binden könnte. Er als Obmann hätte nur einen Haken: als Chef muss man auch eine Partei zusammenhalten können. Das ist gerade bei einem so großen Apparat wie der SPÖ eine besonders schwierige Aufgabe - und da hat sich Doskozil mit seinen ewigen, internen Querschlägen nicht unbedingt mit seinen Management-Fähigkeiten hervorgetan.
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