Die deutsche Regierung soll vor Kriegsbeginn für ein rasches Aufgeben der Ukraine plädiert haben. Das sagte zumindest der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson. Berlin wies die Aussagen umgehend zurück.
„Die deutsche Ansicht war zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass es besser wäre - wenn es (der russische Angriff) denn passieren würde, was eine Katastrophe wäre-, wenn die ganze Sache schnell vorbei wäre und die Ukraine aufgeben würde“, zitierte der US-Sender CNN Boris Johnson. Er habe das für eine katastrophale Sichtweise gehalten, die er nicht unterstützte, soll Johnson bereits am Montag in einem Gespräch mit CNN-Moderator Richard Quest gesagt haben. Dabei wandte der ehemalige Premier gleichzeitig ein, dass er den Gedanken verstehen könne. Deutschlands Regierung habe „alle möglichen stichhaltigen wirtschaftlichen Gründe“ hervorgebracht.
Johnson reiste nach Kiew
Boris Johnson reiste während des Kriegs selbst mehrmals nach Kiew. Dabei sei der russische Aufmarsch an den ukrainischen Grenzen ein Schock für ihn gewesen. „Wir konnten sehen, wie die Menge der russischen taktischen Bataillonsgruppen zunahm, aber verschiedene Länder hatten sehr unterschiedliche Ansichten“, sagte Johnson. Vor Kriegsbeginn hatten viele westliche Regierungen befürchtet, dass das ukrainische Militär aufgrund der Übermacht des russischen innerhalb weniger Tage geschlagen sein könnte.
Es gab einfach keine Option. Mit diesem Typen (Wladimir Putin, Anm.) konnte man nicht verhandeln.
Boris Johnson, Ex-Premier Großbritanniens
Mit dem russischen Angriff am 24. Februar hätten sich die Ansichten der westlichen Politikerinnen und Politiker aber geändert. „Was passierte, war, dass alle - Deutsche, Franzosen, Italiener, alle (US-Präsident) Joe Biden - sahen, dass es einfach keine Option gab. Weil man mit diesem Typen nicht verhandeln konnte“, sagte Johnson mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Berlin: Johnson unterhaltsam
Die deutsche Regierung wies die Aussagen bereits zurück. „Wir wissen, dass der sehr unterhaltsame frühere Premier immer ein eigenes Verhältnis zur Wahrheit hat - das ist auch in diesem Fall nicht anders“, Sprecher Steffen Hebestreit. Die Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz hätte substanzielle Waffenlieferungen an die Ukraine geleistet.
Der sehr unterhaltsame frühere Premier hat immer ein eigenes Verhältnis zur Wahrheit.
Steffen Hebestreit, deutscher Regierungssprecher
Das Europaparlament hat die russische Regierung erst am Mittwoch als staatlicher Unterstützer von Terrorismus eingestuft. Begründet wurde das unter anderem mit den Angriffen auf zivile Ziele wie Krankenhäuser und Schulen.
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