Protest vor WM-Auftakt

Deutschland setzt bei Mannschaftsfoto ein Zeichen

WM 2022
23.11.2022 14:16

Auf die „One-Love“-Kapitänsschleife haben sie verzichtet, dennoch setzten Deutschlands WM-Stars beim Auftakt gegen Japan ein Zeichen: Vor den Augen des anwesenden FIFA-Bosses Gianni Infantino hielten sich die Spieler beim Mannschaftsfoto demonstrativ die Hand vor den Mund. Die DFB-Auswahl sendete damit am Mittwoch sehr offensichtlich ein Zeichen an den Fußball-Weltverband, der in Katar die „One-Love“-Kapitänsbinde von Manuel Neuer und sechs weiteren europäischen Mannschaftskapitänen verboten hatte.

„Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig“, ließ der Deutsche Fußball-Bund (DFB) via Instagram wissen und fügte hinzu: „Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht.“

Neuer trug stattdessen am Mittwoch im Khalifa International Stadion in Al Rayyan die von der FIFA vorgegebene „No Discrimination“-Binde, die gegen Diskriminierung jeder Art stehen soll.

(Bild: AP)

Deutsche Innenministerin mit Armschleife
Die „OneLove“-Binde war dann im Stadion aber trotzdem zu sehen. Die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser trug die Armschleife. Die SPD-Politikerin zeigte die Binde, die sie zunächst unter ihrem pinken Blazer trug, im Verlauf der ersten Halbzeit, als sie den Blazer auszog. Gemeinsam mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf verfolgte Faeser die Partie. Vor dem Anpfiff waren beide auch mit Infantino zusammengetroffen.

Bernd Neuendorf und Nancy Faeser (Bild: AP)
Bernd Neuendorf und Nancy Faeser

Die FIFA hatte sportliche Sanktionen angedroht für den Fall, dass die mehrfarbige „One Love“-Kapitänsbinde bei den WM-Spielen in Katar doch getragen wird. Der DFB verzichtet daher wie alle an der Kampagne teilnehmenden Nationen auf die geplante Aktion.

DFB-Boss: „FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck“
„Die FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck, das muss man zunächst konstatieren“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der ARD. „Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe zum Thema Menschenrechte. Wir sind in der Opposition zur FIFA, das ist ganz wichtig, dass das hier deutlich wird. Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen.“

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte in der Debatte wenige Stunden vor dem deutschen WM-Auftakt um mehr Verständnis aus der Heimat für die Spieler geworben. „Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab. Das tut natürlich an der einen oder anderen Stelle weh, weil man denkt: Wann ist es genug und wann kann ich mich auf die WM konzentrieren“, sagte Bierhoff am Mittwoch in der ARD.

Kritische Reaktionen beschäftigen Spieler
Die vielen kritischen Reaktionen aus Deutschland würden die Spieler sehr beschäftigen, berichtete der 54-Jährige. Schließlich sei man das Thema „schon vor einem Jahr sehr ernsthaft angegangen“, betonte Bierhoff. Es habe vor der WM in Katar Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen und Betroffenen gegeben, zudem sei ein Symposium veranstaltet und eine Million Euro für die Nepal-Hilfe gespendet worden. Dass die FIFA die Aktion für eine gute Sache unterbunden habe, sei „ein herber Schlag“ gewesen.

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(Bild: KMM)



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