Die Regierung hat das Budget für Gewaltschutz und -prävention im kommenden Jahr auf 24,3 Millionen Euro angehoben. Wohin das Geld genau fließen soll, präsentierten Ministerinnen und Minister am Mittwoch. Vorgesehen sind etwa sogenannte Gewaltambulanzen.
Dort sollen sich Gewaltbetroffene kostenlos untersuchen lassen und vorhandene Spuren sichern können. Justizministerin Alma Zadic (Grüne) arbeitet derzeit am Konzept, das flächendeckend umgesetzt werden soll. Wann die neuen Zentren in Betrieb gehen werden, ist noch offen. Weitere Neuerungen sind der Ausbau von Beratungsstunden für Männer und die Einführung der Kontaktaufnahme via Chat, ließ Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) wissen. Auf diese Weise soll der Zugang für Betroffene so niederschwellig wie möglich gestaltet sein.
Verpflichtende Männerberatung
Vor etwa einem Jahr wurde die verpflichtende Gewaltpräventionsberatung bei verschiedenen Vereinen wie Neustart eingeführt. Diese ist immer dann verpflichtend zu absolvieren, wenn die Polizei ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausspricht. In diesem Jahr betraf das bisher etwa 10.000 Menschen, vordergründig Männer.
In Österreich würden pro Monat „im Schnitt zwei Frauen von Männern ermordet“, sagte Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Mit dieser Zahl würde sich die Regierung nicht abfinden. Bei Gewalt gegen Frauen sind zumeist (Ex-)Partner die Täter. Rauch verwies in diesem Zusammenhang auf die Gewaltschutz-Kampagne „Mann spricht‘s an“, die nicht gewalttätige Männer unter anderem dazu ermutigen soll, bei Vorfällen einzuschreiten und Hilfe anzubieten. Zudem sollen gefährdete Männer dazu animiert werden, über ihre Probleme zu sprechen.
Kritik von Frauenorganisationen
Sieben Millionen Euro sind im kommenden Jahr für Gewaltprävention budgetiert, heuer waren es noch vier Millionen Euro. Einigen Frauenorganisationen gehen die bereits bestehenden und neu hinzukommenden Maßnahmen nicht weit genug. Der Kampf gegen Gewalt an Frauen werde „noch immer nicht mit der Ernsthaftigkeit geführt, die sich Frauen verdient haben“, sagte etwa die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings Klaudia Frieben in einer Aussendung. Ihre Organisation fordert unter anderem 228 Millionen Euro für Gewaltschutz jährlich und einen ständigen Krisenstab.
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