Ungewollt nackt im Web

Plötzlich im Porno: Petition gegen Face-Swap-Apps

Web
24.11.2022 10:48

Ein Klick genügt und schon ist es geschehen: Mithilfe sogenannter Face-Swap-Apps lassen sich heutzutage im Handumdrehen auch ohne Kenntnisse der Bildbearbeitung Gesichter in Fotos austauschen. Nicht selten geschieht dies, um vor allem Frauen zu diskreditieren und bloßzustellen, indem ihre Gesichter in pornografische Fotos oder Videoaufnahmen montiert werden. Mehrere Organisationen in Deutschland appellieren daher nun per Online-Petition an die Politik, diese „Porno-Manipulation“ zu stoppen.

„Ungewollt nackt im Netz: Porno-Manipulation jetzt stoppen!“ lautet der Titel der am Donnerstag gestarteten Online-Petition, mit der sich die Organisationen HateAid, Anna Nackt und der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe Frauen gegen Gewalt e.V. gegen „die massenhafte Verbreitung von gefälschten Nacktaufnahmen und Deepfake-Pornos im Netz“ stark machen. Die beliebten Smartphone-Apps ermöglichten es, mit nur wenigen Schritten jedes beliebige Gesicht in Videoaufnahmen zu montieren, kritisieren die Organisationen. Aus einem einfachen Profilfoto werde so schnell ein kurzer Videoclip mit dem Gesicht der betreffenden Person.

Was zunächst wie ein harmloser Spaß klinge, sei in vielen Fällen jedoch keiner: „Face-Swap-Apps werden unter anderem genutzt, um Deepfake-Pornos etwa von Politikerinnen oder Schauspielerinnen zu erstellen. Gegen ihren Willen finden sie ihre Gesichter dann in Hardcore-Pornos wieder“, so HateAid in einer Mitteilung. Die Beratungsstelle für Opfer von digitaler Gewalt verweist auf Studien, denen zufolge rund 90 bis 95 Prozent aller Deepfakes nicht-einvernehmliche Pornografie betreffen. Etwa 90 Prozent davon sei gegen Frauen gerichtet.

„Was einmal online kursiert, ist kaum wieder einzufangen“
„Digitale Gewalt gegen Frauen hat eine neue Dimension erreicht. Mit wenigen Klicks kann man von fast jeder Frau des öffentlichen Lebens gefälschte Nacktfotos im Netz finden, bald sogar Pornos. Für die Betroffenen ist das ein absoluter Albtraum - denn was einmal online kursiert, ist kaum wieder einzufangen“, kommentierte HateAid-Geschäftsführerin Anna-Lena von Hodenberg. Face-Swap-Apps seien zu einem Instrument geworden, mit dem Frauen gezielt eingeschüchtert und mundtot gemacht würden. Die Betroffenen hätten oftmals noch jahrelang mit den Auswirkungen zu kämpfen. Etwa dann, wenn die Aufnahmen immer wieder auf neuen Plattformen auftauchten oder dem Arbeitgeber zugespielt würden.

Die Organisationen appellieren daher an den deutschen Bundesdigitalminister Volker Wissing, „strukturellen Frauenhass“ endlich ernstzunehmen und die Verbreitung von Nacktaufnahmen im Internet nicht länger als „Bagatelldelikt“ zu behandeln. Anbietern derartiger Apps und sonstiger Dienste sollte untersagt werden, die Erstellung von gefälschten Nacktfotos und pornografischen Videos zu ermöglichen, fordern sie. Zudem sollten die App-Stores in die Pflicht genommen werden und derartige Angebote sperren.

Eine schnelle Suche nach „Face Swap“ in Googles Play Store förderte 30 Anwendungen zutage. Die beiden beliebtesten Apps - Reface und FaceApp - wurden allein jeweils mehr als 100 Millionen Mal heruntergeladen.

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