Ein abwechslungsreicher Spaziergang führt durch die Hangsiedlung Bürserberg bis zu einem märchenhaften Wasserfall. Ein Ausflug für die ganze Familie.
Nach einer kurvenreichen Fahrt durch den Eingang des Brandnertales erreicht man Bürserberg. Das kleine Dorf liegt direkt am Fuße des Hochplateaus Tschengla. Weithin sichtbar ist der Schesabruch, einer der größten Murbrüche Europas, der sich im oberen Ortsteil etwa 900 Meter westlich des Zentrums befindet. Die heute noch offene, sichtbare Fläche des Murbruchs beträgt über 500.000 Quadratmeter. Ein Teil davon wurde durch Begrünung und Aufforstung wieder renaturiert.
Der Schesa-Murbruch in seiner heutigen Form entstand im 18. Jahrhundert, nach der Teilung der Gemeinden Bürs und Bürserberg, als etwa 15 Hektar Wald geschlägert wurden. Dadurch kam der gesamte Hang zuerst langsam in Bewegung, bis 1823 ein großer Murgang erfolgte, durch den das Gebiet des Bürser Außenfeldes schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Murengängen, wodurch auch das Bachbett der Ill verlegt wurde, was wiederum zu Überschwemmungen führte.
Prähistorische Relikte gefunden
Seit den 1970er-Jahren wird am Schesa-Murbruch nur streng kontrolliert Kies abgebaut. Dabei werden Terrassen angelegt. Allerdings kann nicht das gesamte daraus gewonnene Material verwendet werden, da das Gestein teilweise mit Sedimenten verunreinigt ist und daher deponiert werden muss. Im Murgebiet fand man auch immer wieder prähistorische Relikte, hauptsächlich von Mammutteilen wie beispielsweise Fragmente eines Stoßzahnes.
Tourismus und Fremdenverkehr spielen eine wichtige Rolle für die Gemeinde Bürserberg, seit in den 1960er Jahren Skilifte gebaut wurden.
Während eines gemütlichen Spaziergangs lässt sich die Ortschaft am besten erkunden. Gestartet wird beim Gemeindeamt. Von dort geht es der Straße entlang zur Parzelle Matin. Vorbei an der Pfarrkirche hl. Josef und dem Heimatmuseum „Paarhof Buacher“. Das über 300 Jahre alte Walserhaus wurde in den Jahren 1991 bis 1993 vom Ortsteil Tschapina an seinen heutigen Standort im Dorfzentrum versetzt. Die Ausstellung im Heimatmuseum gewährt Einblicke in die frühe Lebens- und Arbeitswelt der Bergbauern sowie in die Geschichte der Schutzhütten im Rätikongebiet.
Grandioser Ausblick auf Berg und Stadt
Hat man die Parzelle Matin hinter sich gelassen, folgt man den Wegweisern weiter in Richtung „Ausserberg“. Dabei eröffnet sich einem ein grandioser Panoramablick auf den gegenüberliegenden Muttersberg mit dem Hohen Fraßen sowie auf Bürs, Bludenz und sogar in Richtung Montafon.
Typ: gemütlicher Spaziergang (bis zur Abzweigung auf den Wiesenweg auch kinderwagentauglich)
Dauer: gut eine Stunde
Startpunkt: Gemeindeamt Bürserberg
Ausrüstung: Laufschuhe, dem Wetter angepasste Kleidung
Einkehrmöglichkeiten: in Bürserberg (d‘Bergerkuche Di/Mi Ruhetag ), in Bürs (Gasthaus „Trüble“, Di/Mi Ruhetag), diverse Möglichkeiten in Bludenz
öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 81 (580) ab Bahnhof Bludenz bis Gemeindeamt Bürserberg
Malerische Picknick-Ecke
Ab Ausserberg ist der Weg zum Wasserfall ausgeschildert. Auf einer schmalen, wenig befahrenen Straße geht es schließlich an Bauernhöfen und den letzten Wohnhäusern vorbei. Danach zweigt man links auf einen Wiesenpfad ab. Nach dem wärmsten Oktober in der österreichischen Messgeschichte und einem bislang eher lauen November erscheinen die Wiesen immer noch saftig grün. Allerdings sind in den vergangenen Tagen bereits die ersten Schneeflocken am Bürserberg gefallen. Das kleine Bächlein, das sich neben dem Pfad seinen Weg über Stock und Stein bahnt, schwemmt aber immer noch bunte Blätter mit. Es scheint, als wären Herbst und Winter noch uneinig darüber, wer nun das Sagen hat.
Bürserberg ist eine in mehrere Terrassen gegliederte Hangsiedlung mit rund 560 Einwohnern (Stand 2019). Bekannt ist das Schesatobel beziehungsweise der Schesabruch, einer der größten Murbrüche Europas. Im Jahre 1347 erfolgte die Verleihung des Tales „Vallavier“ an zwölf Walserfamilien. Vermutlich haben sich zu dieser Zeit auch Walserfamilien im oberen Bereich von Bürserberg niedergelassen. Ab 1830 wurde eine Straße in das Gebiet unter Alois Negrelli erbaut. Das Gemeindewappen entstand 1969 nach einem Entwurf des Schrunser Künstlers Konrad Honold. Es zeigt einen silbernen Steinbockkopf über einem schwarzen Dreiberg auf blauem Hintergrund.
Am Ende des Pfades gibt es eine kleine Picknick-Ecke mit direktem Blick auf den Wasserfall. Malerisch, fast schon märchenhaft, rauscht hier das Wasser gut 20 Meter über bemoostes Gestein in die Tiefe und bildet mehrere Tümpel, bevor es in einem kleinen Strom gebündelt talwärts fließt. Nach einer kurzen Pause geht es auf demselben Weg wieder retour bis zum Gemeindeamt.
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