Getreide für Afrika
„Ukraine bleibt Garant für Ernährungssicherheit“
Die ukrainische Nahrungsmittelinitiative zur Überwindung der Getreidekrise vor allem in afrikanischen Ländern hat 150 Millionen Dollar (rund 145 Mio. Euro) von mehr als 20 teilnehmenden Ländern und der EU erhalten. Dies sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj während des internationalen Treffens zur Ernährungssicherheit „Getreide aus der Ukraine“ am Samstag in Kiew. Österreich sagte für die Initiative 3,8 Millionen Euro zu.
„Die Ukraine war und bleibt ein Garant für die Welternährungssicherheit, und selbst unter solch harten Kriegsbedingungen arbeitet die ukrainische Führung für die globale Stabilität“, sagte Selenskyj am Samstag bei einer Pressekonferenz zum Besuch von Belgiens Premier Alexander de Croo. Das Programm sieht Nahrungsmittellieferungen an die ärmsten Länder vor. Laut Selenskyj geht es um bis zu 60 Schiffe, die bis Mitte nächsten Jahres aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen um Odessa in Länder entsandt werden sollen, die von Hungersnot und Dürre bedroht sind. „Das ist Äthiopien, das sind Sudan, Südsudan, Somalia, Jemen, Kongo, Kenia, Nigeria“, sagte er. Selenskyj wies darauf hin, dass im Rahmen der Initiative ein Schiff mit Getreide Nahrung für etwa 90.000 Menschen liefere.
Das Vorhaben soll das von den Vereinten Nationen ausgehandelte Getreideexport-Abkommen ergänzen. Mehrere europäische Länder haben zugesagt, die Lieferungen im Rahmen des Welternährungsprogramms (WFP) zu finanzieren. So hat Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz erklärt, ein von Deutschland gesponsertes Schiff des Programms sei derzeit auf dem Weg, um ukrainisches Getreide nach Äthiopien zu liefern.
Der Einsatz von Hunger als Waffe hat in dieser Welt keinen Platz.
Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg
3,8 Mio. Euro aus Österreich
Österreich sagte für die Initiative 3,8 Millionen Euro für die Lieferung ukrainischen Getreides an notleidende Menschen in Äthiopien und im Sudan zu. „Auch nach 276 Tagen lässt Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht vom zynischen Einsatz von Hunger und Energie als Waffe gegen die ukrainische Bevölkerung und die Welt ab“, sagte Außenminister Alexander Schallenberg im Rahmen der Initiative, die am Samstag in hybridem Format in Kiew stattfand. „Der Einsatz von Hunger als Waffe hat in dieser Welt keinen Platz.“
Der österreichische Beitrag wird dem WFP zur Verfügung gestellt, eine Million Euro stammt aus dem Auslandskatastrophenfonds des Außenministeriums (AKF) und wird als Beitrag für Transport, Verarbeitung und Verteilung einer ukrainischen Spende von 125.000 Tonnen Getreide für von der akuten Nahrungsmittelkrise besonders betroffene Staaten verwendet. Konkret werde mit dem Betrag die notleidende Bevölkerung im Sudan unterstützt. 2,8 Millionen Euro werden dem WFP aus Geldern der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) zum Ankauf von ukrainischem Getreide für seine humanitären Hilfsprogramme in Äthiopien zur Verfügung gestellt.
„Schlimmste Ernährungskrise seit Jahren“
Deutschland wird in Abstimmung mit dem WFP weitere 15 Millionen Euro für Getreidelieferungen aus der Ukraine bereitstellen, teilte Scholz in einem am Samstag verbreiteten Videostatement mit. „Heute sind wir uns einig, dass Hunger nie wieder als Waffe eingesetzt werden darf“, sagte Scholz. „Deshalb können wir nicht hinnehmen, was wir gerade erleben: Die schlimmste globale Ernährungskrise seit Jahren mit verheerenden Folgen für Millionen von Menschen - von Afghanistan bis Madagaskar, von der Sahelzone bis zum Horn von Afrika.“ Russland habe diese Situation verschärft, indem es die landwirtschaftliche Infrastruktur in der Ukraine ins Visier genommen und die Häfen am Schwarzen Meer monatelang blockiert habe.
Der französische Präsident Emmanuel Macron will sechs Millionen Euro zusätzlich für Getreidelieferungen aus der Ukraine in den Jemen und den Sudan im Rahmen des Welternährungsprogramms bereitstellen. „Die schwächsten Länder dürfen nicht den Preis für einen Krieg zahlen, den sie nicht gewollt haben“, sagte Macron am Samstag in einer Videobotschaft auf Twitter. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verschärfe die Destabilisierung von Lieferketten und drohe der Welt mit einer Nahrungsmittelkrise, so Macron. Frankreich habe sich wie die Ukraine für Solidarität entschieden.
Gedenken zu 90 Jahre Holodomor
Die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novak war persönlich nach Kiew gereist. Sie sagte Ungarns Unterstützung für die Initiative zu. Bedürftige Menschen können immer auf die Ungarn zählen, so Novak. Ins Leben gerufen wurde das Programm „Getreide aus der Ukraine“ („Grain from Ukraine“) zum 90. Jahrestag der verheerenden Hungersnot, des sogenannten Holodomor („Mord durch Hunger“). 1932 und 1933 fielen dieser von Josef Stalin gezielt gegen die Ukraine genutzten Hungerkrise Millionen Menschen zum Opfer.
Politischer Hintergrund der Initiative ist unter anderem der Plan, russischen Behauptungen entgegenzuwirken, wonach die reichen Länder des Westens mit ihren Sanktionen gegen Moskau die Hungerkrise provoziert hätten. Während der Westen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine scharf verurteilt hat, halten sich viele arme Länder mit einer Bewertung zurück - auch aus Angst vor möglichen Folgen für das eigene Land. Neben der Ukraine gilt auch Russland als einer der größten Getreidelieferanten weltweit.
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