Die neuen Lohnverhandlungen für rund 50.000 Eisenbahner sind in der Nacht auf Sonntag vorerst unterbrochen worden. Weiterverhandelt werden soll am Sonntag um 11 Uhr, hieß es seitens der Gewerkschaft vida. Die Fronten waren vor Gesprächsstart verhärtet. Die Vorstellungen für einen Abschluss der KV-Verhandlungen für rund 65 Firmen, darunter ÖBB oder Westbahn, lagen weit auseinander. Damit laufen die Streikvorbereitungen weiter.
Um großflächige Ausfälle zu vermeiden, musste man sich bis Sonntag am frühen Nachmittag einigen. Im Vorfeld warfen sich beide Seiten gegenseitig ein unverantwortliches Handeln vor. Trotzdem versucht man es nochmals mit Gesprächen. Die Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft vida fordern 400 Euro mehr auf alle KV- und Ist-Löhne für die Eisenbahner. Die geforderten 400 Euro sind den Arbeitgebervertretern der Wirtschaftskammer (WKÖ) aber viel zu viel.
Gehalt müsse für „ordentliches Leben“ reichen
Zur Frage, was es braucht, damit der Warnstreik doch noch abgewendet werden kann, sagte Arbeitnehmer-Chefverhandler Gerhard Tauchner: „Es braucht die Einsicht der Wirtschaftskammer, dass das, was wir verlangt haben, notwendig ist, damit die Eisenbahner ein ordentliches Leben weiterführen können.“ Zu etwaigen Spielräumen sagte Tauchner weiter: „Spielraum ist die Ausgestaltung des Ergebnisses, natürlich kann ein kleiner Teil über den angebotenen ‘Teuerungsbonus‘ gemacht werden“, spielte er auf eine von den Arbeitgebern angebotene Einmalzahlung von 1000 Euro an. Hauptteil eines Abschlusses müsse aber die Anhebung der KV-und Ist-Gehälter sein, bekräftigte Tauchner.
„Wenn man sich die letzten Aussagen anschaut, dann bin ich nicht sehr zuversichtlich, dass es möglich sein wird, diesen Streik noch abzuwenden“, sagte Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber kurz vorm Verhandlungsstart. Selbst wolle man „lösungsorientiert“ in die Gespräche gehen. Der aufgebaute Druck sei aber nicht hilfreich, so Scheiber zum drohenden Warnstreik: „Zwang in Gesprächen hindert eher Lösungen.“
Forderung nach 400 Euro Gehaltsplus
Die Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft vida fordern 400 Euro mehr auf alle KV- und Ist-Löhne für die Eisenbahner. Das wären laut Gewerkschaft durchschnittlich etwa plus 12 Prozent, würde die aktuellen anderen Abschlüsse für Metaller oder Beamten klar überflügeln. Die Arbeitgeber sprachen unterdessen gar von 13,3 Prozent, die die 400-Euro-Forderung bedeuten würde.
Kommt Bahnverkehr zum Erliegen?
Gibt es den Streik, so komme der gesamte Bahnverkehr in Österreich am Montag zum Erliegen, warnten die ÖBB. Sie ersuchten die Fahrgäste, nicht notwendige Fahrten zu verschieben bzw. alternative Reisemöglichkeiten zu wählen. Es kann bereits ab Sonntagabend bzw. bis Dienstagfrüh zu Ausfällen bei den Nightjet-und EuroNight-Verbindungen kommen. Alle Bahnunternehmen versuchen laut Scheiber, die Fahrgäste so gut es geht zu informieren und die Tickets zu ersetzen oder weiter gelten zu lassen.
Postbusse wären nicht vom Streik betroffen. Das gilt auch für kommunale Verkehrsbetriebe wie etwa die U-Bahn in Wien. Für den Pendlerverkehr nach und in Wien ist allerdings auch die S-Bahn besonders wichtig, die beim Streik nicht fahren würde. Hier führten Ausfälle kürzlich wegen einer Betriebsversammlung im Zuge des KV-Streits bereits zum Unmut einiger Fahrgäste.
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