Die fünfte Verhandlungsrunde zu einem neuen Bahn-KV ist am Sonntag gescheitert. Das haben Arbeitgeber- und auch Arbeitnehmervertreter bestätigt. Somit gibt es am Montag einen ganztägigen österreichweiten Warnstreik der Eisenbahner. Nur Busse und kommunale Verkehrsbetriebe sind unterwegs, aber keine Regional-, Fern- und Nachtzüge oder S-Bahnen.
Zuvor waren die zähen Lohnverhandlungen für rund 50.000 Eisenbahner in der Nacht auf Sonntag unterbrochen worden, weitere Gespräche waren geplant. Allerdings scheinen die Fronten zu verhärtet.
Forderung zu hoch?
Die Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft vida fordern 400 Euro mehr auf alle KV- und Ist-Löhne für die Eisenbahner. Das wären laut Gewerkschaft durchschnittlich etwa plus zwölf Prozent - das würde die aktuellen anderen Abschlüsse für Metaller oder Beamten klar überflügeln. Die Arbeitgeber sprachen unterdessen gar von 13,3 Prozent, die die 400-Euro-Forderung bedeuten würde - und das ist ihnen zu hoch.
Sie bieten aber laut eigenen Angaben trotzdem das beste Angebot in der bisherigen Herbstlohnrunde. „Wir bieten im Durchschnitt acht Prozent“, erläuterte Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber. „Jeder soll plus 7,5 Prozent oder aber zumindest 200 Euro bekommen. Das passt zum Signal der Gewerkschaft, wonach untere Gehaltsstufen eine stärkere Steigerung brauchen.“ Dazu seien die Unternehmen auch bereit, im Dezember 1000 Euro als Einmalzahlung an alle Mitarbeiter als „Teuerungsbonus“ zu bezahlen. „Das würde im oberen Bereich keine volle Inflationsabgeltung ergeben, aber bei den unteren Gehaltsstufen ein Plus von bis zu 13 Prozent“, so Scheiber. „Keiner der bisher heuer abgeschlossenen Kollektivverträge kommt auch nur in die Nähe unseres Angebotes.“
Gewerkschaft: „Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab“
Die Gewerkschaft vida sieht das anders und kritisierte nach den gescheiterten Verhandlungen, dass die Arbeitgeberseite der Wirtschaftskammer ihr ursprüngliches Angebot von plus 200 Euro (und Einmalzahlung von 1000 Euro) zuletzt nur um acht Euro erhöht habe. „Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab“, sagte Gerhard Tauchner, stellvertretender Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida und Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams. Daher werden am Montag zwischen 0 und 24 Uhr keine Züge in Österreich verkehren. Die Eisenbahnunternehmen wurden von der Gewerkschaft vida bereits Mitte der Woche verständigt und ersucht, die Fahrgäste entsprechend zu informieren. „Wir ersuchen die betroffenen Fahrgäste um Verständnis, Geduld und Solidarität mit den 50.000 Eisenbahnbeschäftigten und entschuldigen uns für Unannehmlichkeiten“, so Tauchner.
Arbeitgeber: „Unrealistische Forderungen“
Die Arbeitgeber gaben unterdessen der Gewerkschaft die Schuld, einen Streik vom Zaun zu brechen und dabei „einem Drehbuch zu folgen“, denn immerhin hätten sie ihr Angebot von einem Plus von acht Prozent auf plus 8,44 Prozent erhöht, hieß es am Sonntag. „Waren die Forderungen bisher schon maßlos, dann ist diese Vorgehensweise unmittelbar vor einem Streik verantwortungslos“, so Chefverhandler Scheiber. Er fragte, warum niedrigere Gehaltsabschlüsse von der vida in anderen Branchen „abgefeiert“ würden, aber bei der Bahn gestreikt werde. „Die Gewerkschaft nimmt mit ihren unrealistischen Forderungen die gesamte Branche und ihre Kunden in Geiselhaft.“
Stillstand im ganzen Land
Bei dem Streik kommt der gesamte Bahnverkehr in Österreich am Montag zum Erliegen. Die ÖBB warnten, dass es bereits ab Sonntagabend bzw. bis Dienstagfrüh zu Ausfällen bei den Nightjet- und EuroNight-Verbindungen kommen kann. Die Bahn wird Details zu Einschränkungen, Verzögerungen oder Ausfällen auf ihrer Homepage bekannt geben.
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