Ab 0 Uhr wird der Bahnverkehr in Österreich zum Erliegen kommen, ganze 24 Stunden streiken die Eisenbahner am Montag. Grund für die Arbeitsniederlegung sind gescheiterte KV-Verhandlungen, die auch im fünften Anlauf am Sonntag ergebnislos blieben. Bei den ÖBB hält sich die Begeisterung über das Vorgehen in Grenzen: „Mir fehlt jedes Verständnis für diesen Streik“, so ÖBB-Chef Andreas Matthä.
„Die Arbeitgeberseite hat mit 8,44 Prozent das höchste Angebot aller Branchen gestellt“, bekräftigte der ÖBB-Chef. „Es ist ganz klar ein mutwilliger Streik der Gewerkschaft. Es schmerzt mich, dass unsere Fahrgäste dermaßen in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Matthä entschuldigte sich wie die Verhandler beider Seiten bei den betroffenen Fahrgästen. „Die ÖBB werden alles daransetzen, den Betrieb so rasch wie möglich wieder hochzufahren.“
Es schmerzt mich, dass unsere Fahrgäste dermaßen in Mitleidenschaft gezogen werden.
ÖBB-Chef Andreas Matthä
Die ÖBB ersuchten die Fahrgäste zugleich, nicht notwendige Fahrten zu verschieben bzw. alternative Reisemöglichkeiten zu wählen. Es kann bereits ab Sonntagabend bzw. bis Dienstagfrüh zu Ausfällen bei den Nightjet- und EuroNight-Verbindungen kommen. Aktuelle Informationen für Fahrgäste sind online abrufbar.
Westbahn „erschüttert“
Die mehrheitlich private Westbahn zeigte sich „erschüttert, dass der Streik nicht vermieden wurde“. Sie nutzte die Vorgänge sogleich, um eine Forderung zu stellen: „Eine grundlegende Voraussetzung, um solche untragbaren Situationen für die Zukunft bestmöglich zu vermeiden, ist die Entflechtung von Infrastruktur und Personenverkehr.“
Die Infrastruktur - die in Österreich den staatlichen ÖBB gehört und von der Westbahn genützt wird - müsse zwar in staatlicher Hand bleiben. Es müsse aber möglich sein, den Betrieb für die Reisenden aufrechtzuerhalten, selbst wenn die Sozialpartner hart verhandelten: „Mittels Infrastrukturbereitstellung durch eine staatliche Behörde, unabhängig von den ÖBB, können Situationen wie die, auf die sich Bahnreisende morgen einstellen müssen, künftig vermieden werden“, so die Westbahn-Manager Thomas Posch und Florian Kazalek am Sonntag.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter geben sich gegenseitig die Schuld am Scheitern der Verhandlungen. Die Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft vida hatten zuletzt 400 Euro mehr auf alle KV- und Ist-Löhne für die Eisenbahner gefordert. Das wären laut Gewerkschaft durchschnittlich etwa plus zwölf Prozent - das würde die aktuellen anderen Abschlüsse für Metaller oder Beamte klar überflügeln. Die Arbeitgeber sprachen unterdessen gar von 13,3 Prozent, die die 400-Euro-Forderung bedeuten würde - und das ist ihnen zu hoch.
Sie hatten laut eigenen Angaben das beste Angebot in der bisherigen Herbstlohnrunde gemacht: „Wir boten im Durchschnitt acht Prozent“, erläuterte Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber. Dazu waren die Unternehmen auch bereit, im Dezember 1000 Euro als Einmalzahlung an alle Mitarbeiter als „Teuerungsbonus“ zu bezahlen. Zuletzt wurde das Angebot laut Gewerkschaft vida um acht Euro erhöht. „Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab“, sagte Gerhard Tauchner, stellvertretender Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida und Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams.
Stillstand - dann neue Gespräche
Damit ist also der Stillstand am Montag fixiert: Nur Busse und kommunale Verkehrsbetriebe fahren, aber keine Regional-, Fern- und Nachtzüge oder S-Bahnen. Ab Dienstag könnte dann auf Expertenebene weitergesprochen werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.