NEOS-Chef warnt:

„Mein eigenes Kind sieht sich Zugunglücke an“

Tirol
28.11.2022 08:00

Die Plattformen TikTok, YouTube, Instagram und Co. bergen für den Tiroler NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer große Gefahren - denn der Jugendschutz fehle hier in seinen Augen nahezu komplett. Er gewährt tiefe persönliche Einblicke, die erschütternd sind und zum Nachdenken anregen. 

Verstörende und irritierende Inhalte über Drogen und Todesfälle posten einige Kinder und Jugendliche in Tirol auf dem Videoportal TikTok – die „Krone“ berichtete. Der Umgang auch mit YouTube, Instagram und Co. via Handy, Nintendo oder Playstation ist Dominik Oberhofer, Klubobmann der Tiroler NEOS, „ein brutales Anliegen“ – weil er selbst betroffen ist.

„Sie haben Wege gefunden, die Sperren zu umgehen“
„Unsere Kinder haben Handys, weil wir als Eltern möchten, dass sie stets erreichbar sind. Wir haben auch gewisse Apps, Browser und Co. auf deren Mobiltelefonen professionell sperren lassen. Für ein paar Wochen funktionierte das auch gut, doch dann haben sie Wege gefunden, die Sperren zu umgehen. Seither sind wir machtlos und ausgeliefert“, schildert er.

Zu Weihnachten habe eines seiner Kinder von der Großmutter eine Nintendo Switch erhalten. Oberhofer habe sich mit seiner Ehefrau viel Mühe beim Aussuchen der Spiele gegeben. Sie haben geglaubt, dass sie alles im Griff hätten – doch sie seien leider eines Besseren belehrt worden.

„Er hat sich Videos von Zugunglücken angesehen“
„Statt diese Spiele zu spielen, hat sich wiederum eines unserer Kinder Zutritt zu YouTube verschafft – dort sind etwa auch problemlos Anleitungen zu finden, wie man die Jugendschutzfunktion umgehen kann. Der Kleine hat begonnen, sich Videos von Zugunglücken anzusehen – immer und immer wieder. Denn sobald er ein Video offen hatte, hat ihm YouTube stets weitere derartige Videos vorgeschlagen“, gewährt der pinke Politiker persönliche Einblicke.

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Auf YouTube sind etwa auch problemlos Anleitungen zu finden, wie man die Jugendschutzfunktion umgehen kann.

Dominik Oberhofer, Klubchef der Tiroler NEOS

Als er eines Tages mit seiner Ehefrau beruflich mit dem Zug verreist sei, sei die Situation eskaliert: „Unser Sohn erhielt plötzlich einen Koller, weil er dachte, dass uns beim Zugfahren etwas passieren würde. Er benötigte Therapiestunden. Daran sieht man, welche Macht derartige Videos auf unsere Kinder ausüben. Das passiert unserem Kind, das aus einer behüteten Familie stammt und Eltern hat, die sich viel Mühe geben, was den Medienkonsum betrifft. Wie handhaben das zum Beispiel Alleinerzieher oder Menschen, die sich mit diesen technischen Angelegenheiten schlichtweg nicht auskennen?“

Der Fernseher samt TV-Programm sei hier nicht das Problem, denn jede Kinder- und Jugendsendung laufe durch den Jugendschutz. Beim dritten Teil von Harry Potter werde zum Beispiel diskutiert, ob dieser ab 12 oder 14 Jahren geeignet sei – hierfür gebe es in Österreich sogar eigene Kommissionen. „Sehr gefährlich ist hingegen der Medienkonsum mittels mobiler Träger wie Handy, Nintendo oder Playstation“, betont Oberhofer, „Schuld daran ist der Staat, die Politik, die Verwaltung. Ununterbrochen philosophieren wir über Digitalisierung, aber in diesem Bereich schaffen wir es nicht, einen Jugendschutz zu erstellen.“

„Sie sind hochrangig naiv“
Sehe man weiterhin tatenlos zu, „werden wir noch ein großes Problem in unserer Gesellschaft erhalten“, ist Oberhofer überzeugt und betont: „All jene, die glauben, dass sie mit ihren Kindern nicht von dieser Thematik betroffen sind, sind hochgradig naiv.“

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