Aufruhr in China
Proteste weiten sich aus: Journalisten verhaftet
Während in China die Corona-Infektionszahlen weiter enorm steigen, breiten sich die Proteste gegen die strenge Pandemie-Politik der Regierung immer weiter aus. Die Demonstrationen vom Wochenende in vielen Städten setzten sich auch in der Nacht zum Montag fort. Zahlreiche Demonstranten wurden verhaftet. In den sozialen Medien verbreiteten sich Aufnahmen von abgeführten und in Busse gepferchten Menschen. Die Behörden gehen auch gegen die Berichterstattung von den Vorgängen vor. So wurden am Sonntag mehrere ausländische Journalisten bedrängt bzw. festgenommen.
„Die BBC ist extrem besorgt über die Behandlung unseres Journalisten Ed Lawrence, der festgenommen und in Handschellen gelegt wurde, während er über die Proteste in Shanghai berichtete“, sagte ein Sprecher des britischen Senders. Ed Lawrence sei bei der Festnahme von Polizisten geschlagen und getreten worden, obwohl er als Journalist akkreditiert gewesen sei. Erst Stunden später sei er wieder freigelassen worden. Ein Sprecher des Pekinger Außenministerium begründete die Festnahme am Montag damit, dass der Reporter sich nicht als Journalist zu erkennen gegeben und seinen Presseausweis nicht freiwillig vorgezeigt habe.
Reporter schrie bei Festnahme: „Ruft das Konsulat an!“
Im Internet waren Fotos und Videos zu sehen, auf denen ein von der Polizei abgeführter Mann ruft, jemand möge sofort das Konsulat anzurufen. Auf seinem Twitter-Account hatte Lawrence kurz zuvor noch Eindrücke von den in China extrem ungewöhnlichen Protesten geschildert, an denen sich nach seiner Schätzung mehrere Hundert Menschen beteiligten.
Auch ein Reuters-Reporter wurde am Sonntagabend für etwa 90 Minuten festgehalten. Ein Korrespondent des französischsprachigen Schweizer Senders RTS wurde von Sicherheitskräften angesprochen, während er live berichtete. „Die Spannung hier ist auf dem Höhepunkt“, sagte Michael Peuker am Sonntagabend bei einer Live-Schaltung aus Shanghai während der Abendnachrichten. „Beweis dafür ist, dass ich jetzt von drei Polizeibeamten umgeben bin.“ Er werde nach diesem Betrag auf die Polizeistation geführt. Der Sender erklärte später, dass Peuker sich als Journalist ausgewiesen habe. Daraufhin seien weder er noch sein Kameramann von der Polizei mitgenommen worden.
In der Volksrepublik hatte die strenge Corona-Politik am Wochenende zu den größten Protesten seit Jahrzehnten geführt. Nicht nur in Shanghai, auch in der Hauptstadt Peking und anderen Millionenstädten gingen Demonstranten zu Hunderten auf die Straßen. Auf Videos aus Shanghai, die sich trotz staatlicher Zensur im Internet verbreiteten, waren Rufe wie „Nieder mit der Kommunistischen Partei! Nieder mit Xi Jinping!“ zu hören. Unter dem jetzigen Staats- und Parteichef verfolgt die Volksrepublik eine strikte Null-Covid-Strategie, die jedes lokale Aufflammen des Virus mit rigiden Abschottungsmethoden einzudämmen versucht.
Erstmals über 40.000 Neuinfektionen
Trotz des rigorosen Vorgehens gegen das Virus wird das Milliardenvolk gegenwärtig von der schlimmsten Corona-Welle seit Beginn der Pandemie vor knapp drei Jahren heimgesucht. Die Gesundheitskommission meldete am Montag mit rund 40.000 Neuinfektionen wieder einen Höchststand im Land. In Peking waren es knapp 3900 Fälle.
Die chinesische Regierung bekräftigte ihren Glauben an den Erfolg der strikten Corona-Maßnahmen. Bei einer Pressekonferenz am Montag antwortete ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums auf die Frage nach den Demonstrationen, die Frage entspreche nicht den „Fakten“ und erklärte: „Wir glauben, mit der Führung der Kommunistischen Partei Chinas und der Unterstützung des chinesischen Volkes wird unser Kampf gegen Covid-19 erfolgreich sein.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.