Klitschko fordert:
„Putin nicht erlauben, Weihnachten zu stehlen“
Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Landsleute auf einen harten Winter einstellt, verspricht der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ungeachtet der anhaltenden russischen Angriffe und der damit oft einhergehenden Stromausfälle die Aufstellung von geschmückten Christbäumen. „Wir dürfen (Kremlchef Wladimir) Putin nicht erlauben, unser Weihnachten zu stehlen“, stellte Klitschko in einem am Montag bei der ukrainischen Nachrichtenagentur RBK erschienenen Interview klar.
Zwar werde auf Weihnachtsmärkte und Ähnliches in Kriegszeiten verzichtet, doch wenigstens festlich geschmückte Tannenbäume sollen die Kiewer bekommen. Bezahlt würden diese von Unternehmern, sagte Klitschko. Mit der Festbeleuchtung könnte es allerdings Probleme geben. Der ehemalige Box-Weltmeister räumte ein, dass es aufgrund der zahlreichen Schäden im Energiesektor bis zum Frühjahr noch zu Stromausfällen in Kiew kommen könne. Die angeblich zu langsamen Reparaturarbeiten zur Wiederherstellung der Strom- und Wasserversorgung in der ukrainischen Hauptstadt sorgten jüngst für Streit zwischen Präsident Selenskyj und Klitschko.
Machtkampf zwischen Selenskyj und Klitschko?
„Viele Kiewer waren über 20 oder sogar 30 Stunden ohne Strom", bemängelte der Staatschef am Freitagabend die aus seiner Sicht zu langsam arbeitende Stadtverwaltung. Er erwarte vom Rathaus eine bessere Arbeit. Namen nannte er keine. Aber auch so war klar, wen er meinte. Es ist nicht das erste Mal, dass Selenskyj und seine Administration gegen Klitschko schweres Geschütz in Stellung bringen. Bereits nach Selenskyjs Amtsantritt 2019 forderte der damalige Chef des Präsidentenbüros, Andrij Bohdan, den Rücktritt des Hauptstadtbürgermeisters, der seit 2014 im Amt ist. „Er hat die Kontrolle über die Situation in der Stadt im Verlaufe der letzten fünf Jahre verloren“, tönte Bohdan damals.
Damals galt fast als ausgemacht, dass Selenskyj Klitschko zumindest kaltstellen werde. So sollte das Amt des gewählten Bürgermeisters vom Posten des Chefs der Stadtverwaltung getrennt werden. Klitschko wäre damit zu einer Art Grüßaugust geworden. Doch es kam anders. Medienberichten zufolge gelang es Klitschko, über Kontakte zum Selenskyj-Vertrauten Andrij Jermak seine Degradierung zu verhindern. Inzwischen leitet Jermak das Präsidentenbüro. Nach Meinung mancher Beobachter scheint Selenskyj nun einen zweiten Anlauf nehmen wollen, um Klitschko als potenziellen Gegner bei der 2024 anstehenden Präsidentenwahl auszuschalten. Allein: Bis dahin gilt es zum einen, den Krieg zu beenden. Und zum anderen, den Krieg zu überleben.
Selenskyj: „Zusammen werden wir alles überstehen“
Am Sonntag meinte Selenskyj mit Blick auf die gezielten russischen Angriffe Moskaus auf ukrainische Strom- und Wärmekraftwerke: „Russland versucht in diesem Winter, die Kälte gegen die Menschen einzusetzen.“ Er rief die Ukrainer auf, hilfsbedürftige Mitmenschen in der kalten Jahreszeit besonders zu unterstützen. Nun sei Zusammenhalt gefragt. „Zusammen werden wir alles überstehen“, betonte der 44-Jährige. Zur Einheit rief auch Klitschko auf. „Wenn der Krieg vorbei ist, dann kann man Innenpolitik spielen“, sagte der 51-Jährige gegenüber RBK.
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