Bomben und mehr

Nazi-Waffenarsenal im Einfamilienhaus gelagert

Wien
29.11.2022 18:00

Rohrbomben. Schießende Kugelschreiber, wie aus James-Bond-Filmen. Maschinengewehre. Schwarzpulver. Nazi-Devotionalien in Hülle und Fülle - das biedere Einfamilienhaus in Baden bei Wien entpuppte sich als Nazi-Hölle. Vor Gericht in Wiener Neustadt (Niederösterreich) saß nun ein 53-jähriger Ingenieur und seine Ehefrau, Akademikerin, Anwalt Normann Hofstätter zur Seite.

Richter Barwitzius fragt nach dem Vermögen. Das Haus? „Keine Ahnung.“ - „Die hat in Zeiten wie dieser jeder.“ - „Ich nicht, ich habe es nicht vor, zu verkaufen.“ Auto? „Ja, Oldtimer“, so der wegen Wiederbetätigung Angeklagte. Herr Rat: „Nur alt, oder ein echter Oldtimer.“ Es ist ein US-Schlitten. Das ist das einzige, was der 53-jährige Niederösterreicher reden mag.

Hakenkreuz-Christbaumkugeln und „Mein Kampf“ zu Hause
Sonst gesteht er alles, übernimmt auch die Verantwortung für seine Frau: „Sie wusste von gar nichts.“ Nichts davon, dass er mit einer Nazi-Größe WhatsApp-Nachrichten hin- und herschickte: Bilder von Christbaumkugeln mit Hakenkreuzen und ähnlichem. Hitlers Pamphlet „Mein Kampf“ stand im Wohnzimmer-Regal, aber verdeckt von einem Vogel aus Holz. Falls Besuch käme. Der Rest, wie Bilder und Waffen, fand sich im Keller und im schmucken Gartenhäuschen.

„Es ist mir zu peinlich“
Das Waffenarsenal, das in der Anklage aufgelistet ist und viele Seiten umfasst, wiegt mehr als eine Tonne. Das will er „vollständig und restlos vernichtet haben, bitte.“ Sonst wieder Schweigen: „Es ist mir zu peinlich.“ Die Polizeiermittlungen gingen dahin, dass er das 15. Mitglied der „Miliz der Anständigen“ - einer Neonazi-Organisation - sein sollte. Doch seine letzten Kontakte sind Jahre her.

Für ihn gibt es zwei Jahre bedingt, für die „unwissende“ Gattin eineinhalb Jahre bedingt, nicht rechtskräftig - das Paar erbat sich Bedenkzeit.

Porträt von Gabriela Gödel
Gabriela Gödel
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