Hannes Reichelt rügt

„Für eine Nation wie Österreich ein Trauerspiel“

Wintersport
30.11.2022 06:03

„Mr. Beavercreek“ Hannes Reichelt fiebert dem Speed-Spektakel in Beever Creek entgegen. Aber: Die Breite im ÖSV-Kader bereitet ihm Sorgen: „Das ist für eine Nation wie Österreich ein Trauerspiel.“

Erster Weltcupsieg der Karriere 2005, mit drei Triumphen (2005, 2007 und 2014 je im Super-G) so viele Rennerfolge wie an keinem anderen Ort - und als krönendes Highlight der Super-G-Weltmeistertitel 2015. Ja, Hannes Reichelt und Beaver Creek war immer eine echte Liebesbeziehung. „Es hat mir dort immer sehr gut gefallen“, schmunzelt der 42-jährige Salzburger. Dessen WM-Medaille im Gästehaus seiner Eltern aufbewahrt ist, in der Vitrine nach wie vor einen Ehrenplatz genießt. Und der sich gerade wenn der Weltcuptross wieder auf „seinem“ Hang Station macht, speziell an seine großen Erfolge auf der Birds of Prey zurückerinnert: „Speziell der WM-Titel und der ganze Tag damals - solche Dinge vergisst man nicht mehr.“ Für den Radstädter war die Super-G-Strecke auf der Raubvogelpiste wie maßgeschneidert: „Ich bin immer ein guter Techniker gewesen, da habe ich meine Stärken ausspielen können. Dadurch, dass ich im Vergleich zu den anderen Speed-Fahrern eher das Leichtgewicht war, habe ich auf so einem richtig steilen Hang nicht so einen Nachteil gehabt.“

Reichelt mit seiner Goldenen. (Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)
Reichelt mit seiner Goldenen.

Für heuer hat Reichelt den Schweizer Überflieger Marco Odermatt ganz oben auf seiner Rechnung: „Weil er aus dem Riesentorlauf eine begnadete Technik mitbringt, ein moderner Skifahrer ist - deswegen ist er auch so schnell.“ Auch von seinen Landsleuten erwartet er viel: „Kriechmayr und Mayer sind grundsätzlich sowieso auf jeder Strecke dieser Welt für einen Sieg gut. Und wenn Hemetsberger den Flow von Lake Louise mitnimmt, ist ihm auch einiges zuzutrauen.“

2005: Hannes Reichelt lässt sich nach seinem ersten Weltcupsieg feiern (Bild: GEPA pictures)
2005: Hannes Reichelt lässt sich nach seinem ersten Weltcupsieg feiern

Heftige Kritik an ÖSV-Trainern
Hinter diesen drei klafft im heimischen Speed-Lager allerdings eine große Lücke. Was auch Reichelt nicht verborgen bleibt. Der 13-fache Weltcupsieger übt scharfe Kritik: „Es ist ein Wahnsinn, wenn man sich die Startliste anschaut: In der Abfahrt von Lake Louise waren vier Österreicher in den Top 30, im Super-G fünf. Das ist für eine Ski-Nation wie Österreich ein Trauerspiel.“

Dritter Weltcup-Streich in Beaver! Da jubelt auch der berühmte Adler mit. (Bild: AFP)
Dritter Weltcup-Streich in Beaver! Da jubelt auch der berühmte Adler mit.

Und weiter: „Da muss man wirklich mal hinterfragen, was da in den vergangenen Jahren falsch gelaufen ist. Das fällt schon noch in meine Zeit, die ich miterlebt habe. Da gab und gibt es Trainer, die nur auf ihre Top-Läufer schauen und die Jungen wenig herankommen lassen. Sie schwimmen mit dem Erfolg von den Top-Läufern, und dahinter kommt die Sintflut.“ Tatsächlich waren es vor sechs Jahren noch acht Österreicher im Feld der besten 30. Heuer stellte gar Deutschland mit sechs Athleten diesbezüglich mehr als der ÖSV. „Bei uns ist auf die jungen Läufer viel zu wenig geschaut worden. Das ist kein Vorwurf gegen die Jungen, sondern da muss man wie im Fußball die Trainer zur Verantwortung ziehen, was die da gemacht haben in den letzten Jahren. Als ehemaligem Läufer kommen mir da fast die Tränen“, sagt Reichelt.

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(Bild: KMM)



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