Mehrheit im Senat
Gesetz für Homo-Ehe in USA auf der Zielgeraden
In den USA dürfte das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe bald per Bundesgesetz geschützt sein. Der US-Senat votierte am Dienstagabend (Ortszeit) mit einer überparteilichen Mehrheit von 61 zu 36 Stimmen für einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Zwar muss das Repräsentantenhaus noch über den Entwurf abstimmen, die Zustimmung der Kongresskammer gilt aber als sicher, denn dort haben die Demokraten von Präsident Joe Biden noch eine knappe Mehrheit.
Die Verabschiedung des Gesetzes, dem noch im Sommer keine großen Chancen im Senat eingeräumt worden waren und das auch die Ehe zwischen Menschen verschiedener Ethnien schützt, wäre ein historischer Schritt. Gleichgeschlechtliche Ehen wurden in den USA durch eine Entscheidung des Obersten Gerichts 2015 legalisiert. Es erklärte ein Gesetz aus dem Jahr 1996 für verfassungswidrig, in dem Ehe als ein Bund zwischen einem Mann und einer Frau festgeschrieben wurde.
Recht auf Abtreibung in den USA seit Sommer Geschichte
Allerdings kamen in diesem Jahr Sorgen auf, als die rechte Mehrheit im Obersten Gericht das aus den 1970er-Jahren stammende Urteil des Supreme Court zum Recht auf Abtreibungen rückgängig machte. Einer der Richter, der erzkonservative Jurist Clarence Thomas, stellte die Entscheidung zu gleichgeschlechtlichen Ehen in eine Reihe von Urteilen, die das Gericht noch einmal auf den Prüfstand stellen müsse.
Staaten werden gleichgeschlechtliche Ehe anerkennen müssen
Sollte das Gericht wirklich die Entscheidung von 2015 kippen und es keine Bundesgesetzgebung geben, könnten Bundesstaaten sich weigern, die gleichgeschlechtliche Ehe anzuerkennen. Das Bundesgesetz würde zwar keinen US-Bundesstaat zwingen, gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung zu erlauben. Aber es würde die Bundesstaaten zur Anerkennung aller Ehen verpflichten, die andernorts legal geschlossen wurden. Mit der Abstimmung stünden die Vereinigten Staaten kurz davor, eine grundlegende Wahrheit zu bekräftigen, erklärte Präsident Biden. „Liebe ist Liebe, und Amerikaner sollten das Recht haben, die Person zu heiraten, die sie lieben.“
Seit Jahren versuchen Abgeordnete, ein Bundesgesetz zu verabschieden, das das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe festschreibt und damit das Gesetz aus dem Jahr 1996 ein für alle Mal verbindlich aufhebt. Bisher sind sie damit immer gescheitert. Bidens Demokraten hatten nun im Sommer einen neuen Anlauf unternommen - und der Entwurf passierte auch das Repräsentantenhaus. Da aber im Senat Änderungen im Text vorgenommen wurden, muss der Entwurf nun noch einmal die andere Kongresskammer passieren.
Die Demokraten halten noch bis Jahresende die Mehrheit im Abgeordnetenhaus. In der nächsten Legislaturperiode werden aufgrund der Mandatsgewinne bei den jüngsten Zwischenwahlen die Republikaner knapp die Kontrolle über die Kammer haben. Die Demokraten müssen sich also beeilen, ihnen wichtige Gesetzesvorhaben durchzubringen. Bei der Abstimmung im Senat kamen nun alle Gegenstimmen von Republikanern - gleichzeitig votierten aber auch zwölf Republikaner mit den Demokraten für das Gesetz und brachten so die notwendigen Stimmen.
Mehrheit der Bevölkerung befürwortet Recht auf Homo-Ehe
Eine Mehrheit der US-Bevölkerung befürwortet Umfragen zufolge das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe - und auch eine Mehrheit der Anhänger der Republikaner. Eigentlich hätte der Senat schon vor den Kongresswahlen Anfang November über den Gesetzestext abstimmen sollen, dies wurde aber verschoben. Für die Republikaner galt eine Abstimmung vor den Wahlen als heikel, sie wollten keine Position beziehen. Viele rechte Republikaner hatten zuletzt besonders auf transfeindliche Äußerungen gesetzt und so auch die Stimmung im Land aufgeheizt.
Für großes Entsetzen sorgten zuletzt tödliche Schüsse in einem bei Schwulen, Lesben und der Trans-Gemeinschaft populären Nachtclub im Bundesstaat Colorado. Bei der Attacke wurden vor eineinhalb Wochen fünf Menschen getötet. „Ich denke, man kann anhand der Fakten sagen, dass es sehr schwer ist, sich eine Situation vorzustellen, in der das Motiv nicht aus Hass entstanden ist“, hatte der Generalstaatsanwalt von Colorado gesagt.
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