Schwarzarbeit als Kavaliersdelikt: Diese Ansicht vertreten zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung. Damit stieg die Zustimmung seit 2021 um drei Prozentpunkte. Die Nachfrage nach Pfuschern ist groß - gerade aufgrund der Krise und Teuerungen muss mit einem deutlichen Anstieg der Schattenwirtschaft im laufenden Jahr gerechnet werden.
In erster Linie kämen Pfuscher in und um Haus und Wohnung zum Einsatz. Unverändert würden Schwarzarbeiter vorwiegend für E-Arbeiten (20 Prozent), Auto (20 Prozent) sowie Schönheitspflege und Massage (15 Prozent) eingesetzt werden, geht aus der aktuellen Untersuchung von Friedrich Schneider, Professor an der Johannes Kepler Universität Linz, hervor. Aber auch Arbeiten rund um Garten sowie Nachhilfe seien gefragt.
Nomineller Anstieg um 900 Millionen Euro
Zwei Drittel der Bevölkerung haben den Eindruck, dass man sich gerade in der Krise viele Dinge ohne Schwarzarbeit nicht mehr leisten könne. Da die Realeinkommen durch die hohe Inflation und die hohen Energiekosten gefallen seien, sei von einem deutlichen Anstieg der Schattenwirtschaft im laufenden Jahr auszugehen, so Schneider. Daher werde sie heuer - so seine Prognose - nominell um 3,2 Prozent oder 900 Millionen Euro auf 28,72 Milliarden Euro steigen.
Mit der Krise sei auch das Vertrauen in staatliche Institutionen gesunken. Denn nur noch 43 Prozent seien mit dem Angebot an Gütern und Dienstleistungen durch den Bund zufrieden. Bei den Umfragen in den Vorjahren waren es noch 70 Prozent der Befragten.
In einem Zehntel der Haushalte ist mindestens eine Person im Pfusch aktiv, wobei der durchschnittliche Stundenlohn auf 20 Euro geschätzt werde. 66 Prozent der Pfuscher sind aber auch offiziell beschäftigt. Etwa 16 Prozent gingen auf die organisierte Kriminalität und 17 Prozent auf Frühpensionisten und Arbeitslose. Aber 40 Prozent der Schwarzarbeit würde laut der Umfrage zu offiziellen Tarifen nicht nachgefragt. Und 25 Prozent dieser Arbeiten würden andernfalls selbst erledigt werden.
Maßnahmen zur Eindämmung
Schneider empfiehlt neben verstärkten Strafen anreizorientierte Maßnahmen, um die Schwarzarbeit einzudämmen. Durch die Abschaffung der kalten Progression erwarte er eine Verringerung des Pfusches um 700 Millionen Euro pro Jahr. Die Einführung einer steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen im Haushalt bis rund 2000 Euro würde den Pfusch um weitere 800 Millionen Euro reduzieren.
Über die Senkung der Lohnnebenkosten könnte die Schattenwirtschaft ebenfalls gebremst werden. Eine weitere Maßnahme wäre, Unternehmen von Auftragsvergaben für öffentliche Aufträge mehrere Jahre zu sperren, wenn sie schwarzarbeiten oder arbeiten lassen.
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