Ja, ja, natürlich sind die Kollektivvertragsverhandlungen eine wichtige Sache - gerade in diesen für alle teuren Zeiten. Aber die Dramaturgie, mit der beide Seiten ins Rennen steigen, ist Jahr für Jahr dieselbe. Und die ödet schon ein bisserl an.
Denn Kollektivvertragsverhandlungen haben für gewöhnlich denselben Ablauf: Sie starten mit einem ersten Beschnuppern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, das in der Regel keinen Konsens, sondern wüste Enttäuschungs-Bekundungen zur Folge hat. „Frechheit“, „Hohn“ oder „Blockade“ sind da beliebte Begriffe, mit denen man jedes KV-Verhandlungs-Bingo locker gewinnt. Es ist schon so voraussehbar!
Am Ende sind dann doch alle zufrieden
Für gewöhnlich folgt dann das traditionelle Muskelspiel, bei dem sich beide Seiten ihre Empörung über das gegnerische Angebot über Medien ausrichten. Das Säbelrasseln wird je nach Belieben lauter, die Streikandrohung darf dabei nicht fehlen. Und am Ende steht dann irgendwann doch die Einigung in der goldenen Mitte samt beidseitiger Presseerklärung, dass man mit dem Ergebnis „zufrieden“ ist und es als den eigenen Erfolg verbucht. Das Motto: Alle sind Gewinner, die Sozialpartnerschaft funktioniert!
Man kann auch ohne Inszenierung Ergebnis erzielen
Jetzt kann man natürlich meinen, dass Verhandlungen eine gewisse Show brauchen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Geschenkt. Aber dass diese Inszenierung Jahr für Jahr breitflächig und zum Teil auf dem Rücken von Kunden abgehalten wird, um am Ende sich ohnehin in der Mitte zu einigen, kann bei dem einen oder anderen Beobachter auch Ermüdungserscheinungen auslösen. Denn, so die These: Man kann auch ohne eine pathetische Inszenierung ein gutes Ergebnis für alle erzielen - wenn man denn will.
Warum schaffen die Eisenbahner nicht, was die Händler schaffen?
So haben es zum Beispiel die Verhandler der Händler vorgemacht. Zwar kamen auch sie nicht ohne die übliche Choreografie aus, aber im Endergebnis konnte man sich dennoch auf einen Konsens einigen - ganz ohne Streik in der für den Handel so wichtigen Adventzeit. Warum schaffen das die Eisenbahner nicht auch? Deren Gehälter speisen sich noch dazu zu einem Gutteil aus Steuergeld!
Man könnte auch alle Löhne gleich anheben
Vielleicht wäre es für alle in diesem Land einfacher, wenn die Kollektivverträge aller Branchen jährlich zu einem standardisierten Satz inflationsangepasst werden. Jeder Arbeitnehmer bekommt dieselbe Gehaltserhöhung, egal, ob Pfleger, Beamter, Metaller, Verkäufer oder Eisenbahner. Das wäre fair und wir würden uns das immer wiederkehrende Getöse ersparen. Aber vielleicht braucht der Österreicher einfach seine Polit-Unterhaltung.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.