Harald Schuh und Reinhard Eibensteiner wuchsen gemeinsam in Linz auf. Vor einigen Jahren zogen sie zeitversetzt der Liebe wegen nach Freistadt, wo sich die Wege nun wieder kreuzen - und zwar als FP- und als Grünen-Politiker.
„Meinen Namen habe ich geändert, lange bevor der Harald zur FPÖ gegangen ist. Mein Pass ist abgelaufen und ich nahm den Namen meiner Frau an“, scherzt der Freistädter Grünen-Gemeinderat Reinhard Eibensteiner beim Mittagessen mit seinem Bruder Harald Schuh. Auch sonst läuft der Schmäh zwischen dem Öko-Politiker und dem blauen Stadtrat. „Miteinander Reden, gemeinsam Dinge umsetzen. Das ist immer wichtig, auch in der Politik. Selbst beim Thema Asyl werden wir nicht streiten“, meint das Duo unisono.
Erster gemeinsamer Antrag kommt in den Gemeinderat
Um ein Signal zu zünden, werden sie am 12. Dezember auch ihren ersten gemeinsamen Gemeinderatsantrag stellen. Sie setzen sich für eine faire Aufwandsentschädigung von Wahlbeisitzern ein. Künftig soll es für die Helfer einen Gutschein im Wert von 30 Euro in Form von „Freistädter Zehnern“ geben. „Es ist eine Kleinigkeit, die aber die Wertschätzung der Arbeit ausdrücken soll. Wir planen weitere Anträge, vielleicht kommt da noch mehr“, sagt Eibensteiner (51). Er kandidierte 2021 erstmals für die Grünen.
Rockmusiker und Fußballfan
Sein Bruder stand bereits 2015 auf der Liste der Freiheitlichen, seit einem Jahr ist er Umwelt-Stadtrat. „Ich will mich einbringen anstatt mich über Dinge, die nicht gut laufen, zu beschweren. Ich will es besser machen“, erklärt Schuh (48) seine Beweggründe für den Einstieg in die Politik. Dass sich der begeisterte Rockmusiker und Fußballfan dabei für die FP entschied, überraschte: „Ich weiß, dass es viele Klischees über die FP gibt. Ich erfülle aber zu 100 Prozent kein einziges. Die ÖVP war für mich keine Alternative, da wird mir zu dogmatisch agiert.“
Onkel war viele Jahre ÖVP-Bürgermeister
Politik hat in der Familie Schuh übrigens eine lange Tradition. Gottfried Schuh war von 1990–2003 ÖVP-Bürgermeister in Losenstein (Steyr-Land). „Mit meinem Onkel habe ich viele Gespräche geführt“, erinnert sich Harald Schuh.
Interview mit den ungleichen Brüdern
Warum sind Sie bei der FPÖ bzw. bei den Grünen?
Harald Schuh: Weil ich bei der FPÖ die Möglichkeit habe, mir über Dinge meine eigene Meinung zu machen.
Reinhard Eibensteiner: Weil bei den Grünen der Umwelt- und Klimaschutz an allererster Stelle steht.
Was schätzen Sie an der Partei Ihres Bruders?
Schuh: Lokalpolitisch gesehen, dass es den Grünen nicht um Macht geht.
Eibensteiner: Dass es bei der FPÖ Leute mit Handschlagqualität gibt und man sich Dinge mit ihnen ausmachen kann.
Warum kommt die Partei Ihres Bruders für Sie nicht in Frage?
Schuh: Weil die Grünen die Politik zu eindimensional betrachten.
Eibensteiner: Landläufig wird die FPÖ schnell ins rechte Eck gestellt. Das stimmt jedoch nicht immer, wie man es bei meinem Bruder sieht.
Haben Blaue und Grüne auch Gemeinsamkeiten?
Schuh: Selbstverständlich gibt es genug Schnittpunkte. Alle Parteien wollen, dass es den Leuten gut geht. Der Unterschied liegt in der Prioritätenreihung und den Maßnahmen, die man dafür setzt.
Eibensteiner: Ich sehe das genauso wie Harald.
Wie lange bleiben Sie in der Politik?
Schuh: So lange mir diese Aufgabe Freude macht.
Eibensteiner: So lange mich die Leute wollen.
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