Flieger aus Österreich
Pilotenfehler führte wohl zu „Geisterflug“-Absturz
Der rätselhafte Absturz eines Privatflugzeugs vor der lettischen Küste, bei der vier Menschen ums Leben kamen, beschäftigt seit Wochen Ermittler in Lettland, Frankreich, Deutschland, Österreich, Kanada, USA und Spanien. Der 72-jährige Pilot der in Österreich registrierten Cessna 551, die in Spanien gestartet und auf dem Weg nach Köln war, meldete 45 Minuten nach dem Start ein Problem mit dem Kabinendruck. Wenig später hatte die Flugsicherung keinen Kontakt mehr zum „Geisterflug“. Nun liegt ein Zwischenbericht zum Unfall vor. In diesem ist von einem Fehlverhalten des Piloten die Rede, welches wohl zum Absturz geführt hat.
Der deutsche Unternehmer Peter Griesemann, dessen Frau, Tochter und Schwiegersohn ebenfalls mit an Bord waren, steuerte die Maschine selbst. Laut den Ermittlern hatte der 72-Jährige zwar bereits über 1700 Stunden Flugerfahrung - allerdings hauptsächlich durch Flüge mit einmotorigen Kleinflugzeugen. In einer zweistrahligen Cessna 551 war Griesemann allerdings gerade einmal 100 Stunden gesessen.
Auch sei er ohne Kopiloten geflogen, was von den Ermittlern als risikoreich bezeichnet wird, schon alleine wegen des hohen Alters, in dem gesundheitliche Notfälle wahrscheinlicher seien, als bei jüngeren Piloten. Auch in der Notsituation habe der 72-Jährige nicht die richtigen Maßnahmen getroffen.
Es hätte umgehend eine Sauerstoffmaske aufgesetzt und auch die Sauerstoffversorgung der Passagiere sichergestellt werden sollen. Zudem entsprachen die Funksprüche von Griesemann auch nicht den international anerkannten Alarmmeldungen. So sei „Mayday“ kein einziges Mal gefallen, was auf einen Notfall hinweist. Auch sei kein Notsinkflug eingeleitet worden. Der Transponder habe ebenso wenig ein Notsignal gesendet, heißt es in dem Bericht weiter.
Berufspilot vermutet: „Unfallpilot war völlig überfordert“
„Die Art und Weise, wie der Unglückspilot vorgegangen ist, lässt für mich den Schluss zu, dass er mit der Situation völlig überfordert war. Es ist mir auch unverständlich, dass es überhaupt erlaubt ist, mehrmotorige Jets als Single Pilot Operations zu betreiben, das ist aus meiner Sicht generell grob fahrlässig“, erklärt ein Berufspilot gegenüber dem Nachrichtenportal „Austrian Wings“.
Der Unfall führte laut der Nachrichtenseite zu einer Diskussion unter Piloten über die für die Cessna 551 zugelassenen Single Pilot Operations. Einhellige Expertenmeinung ist, dass selbst routinierte Berufspiloten alleine im Cockpit in solchen Situation schnell an ihre Grenzen stoßen könnten. Ein Kopilot als überwachender und unterstützender Partner hätte wohl die Katasrophe verhindert.
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