Nach Halloween-Nacht

Endlich darf Polizei eine Cyber-Cobra aufstellen

Chronik
02.12.2022 18:51

Größte Reform des Kriminaldienstes seit 20 Jahren: Die Organisation wird modernisiert, das Internet zum „Rayon“. Und dies kommt keine Minute zu früh, denn die Krawalle in der Halloween-Nacht in Linz waren schon peinlich genug für die Polizei.

Es soll ein großer Schritt für die Exekutive werden – und polizeiliche Totalpleiten wie die auf der Internetplattform TikTok angekündigten Halloween-Randale in Linz verhindern: Die Spitze von Polizei und Innenministerium hat am Freitag in Wien die „größte Reform des Kriminaldienstes seit 20 Jahren“ vorgestellt. Es wird intern an vielen Schrauben gedreht.

Die drei „wesentlichen Säulen“: Zum einen soll die kriminalpolizeiliche Arbeit in den Regionen gestärkt werden. Dafür soll Österreich in 30 bis 40 Regionen neu eingeteilt werden. Ein Schwerpunkt ist die Tatortarbeit mit der Spurensicherung auch im digitalen Bereich, ein weiterer die Cyber-Ermittlungen. „Die zunehmende Bedrohung aus der virtuellen Welt macht eine Art Cyber-Cobra oder eine Bestreifung des Internets nötig“, sagt Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Ziel sei, den Kriminaldienst auf allen Ebenen zu modernisieren, effizienter und flexibler zu machen, so Bundeskriminalamt-Chef Andreas Holzer. Konkret sollen regionale Schwerpunktdienststellen an den schon bestehenden Polizeiinspektionen installiert werden. Die 34.000 Mitarbeiter werden um 4300 zusätzliche Planstellen aufgestockt.

Oberösterreichs Landespolizeidirektor Andreas Pilsl kündigte an, dass in allen Dienststellen mit mehr als 19 Mitarbeitern eigene Kriminaldienstgruppen entstehen – mehr dazu im Interview unten.

Auch Aufrüsten im „echten Leben“
Weiters sollen in den Landeskriminalämtern Einheiten zur Weiterentwicklung der Bekämpfung der organisierten Kriminalität – da geht es besonders um Schlepperei und Menschenhandel – eingerichtet werden. Heuer wurden laut Karner schon mehr als 620 Schlepper gefasst.

Angesichts des Anstiegs der Kriminalität im digitalen Bereich um knapp 30 Prozent gibt es schon bald in sechs Bundesländern „Cybercrime Training Centers“, wo Polizisten für den „Online-Streifendienst“ fit gemacht werden.

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Die regionalen Schwerpunktdienststellen an den schon bestehenden Polizeidienststellen sind das Herzstück, um unsere Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen.

Andreas Holzer ist der Leiter des Bundeskriminalamts in Wien

Der hohe Bedarf an IT-Spezialisten wird in Zukunft durch verstärkte Rekrutierung an Unis und Fachhochschulen sowie durch die Möglichkeit von Spezialverträgen für Cyber-Experten gedeckt. „Wir investieren kräftig in die IT-Infrastruktur und Ausrüstung, das Budget der Generaldirektion für öffentliche Sicherheit wurde deutlich erhöht, um 325 Millionen Euro auf insgesamt 3,088 Milliarden Euro“, sagt Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit.

Andreas Pilsl (Bild: APA/EXPA/MICHAEL GRUBER)
Andreas Pilsl

„Internet ist der Tatort der Zukunft“
„OÖ Krone“Herr Landespolizeidirektor, Sie waren als Vize-Projektleiter direkt in die Kriminaldienstreform involviert. Wenn man sich die Unterlagen dazu durchliest, spielt vor allem der Kampf gegen die Cyberkriminalität eine große Rolle. Warum?
Andreas PilslIn den vergangenen Jahren ist einfach die Zahl der Delikte im Online-Bereich massiv angestiegen. Die Cyberkriminalität ist die Zukunft, da gibt es gar keinen Zweifel. Und wenn wir als Exekutive weiter das Vertrauen der Bevölkerung haben wollen, dann müssen wir auf diese Herausforderung reagieren - und das geht nur durch professionelle Arbeit.

Speziell die Ermittlungsarbeit in diesem Bereich soll in die Regionen ausgelagert werden. Wird dadurch nicht das Landeskriminalamt entmachtet und geschwächt?
Im Gegenteil, das LKA kann in Zukunft auf weit mehr Kollegen zugreifen. Ich nenne ein Beispiel: Wenn ein junger Mann sich online verliebt, Nacktfotos verschickt und dann darauf kommt, dass die vermeintlich große Liebe eine Gaunertruppe ist, die im Ausland sitzt und ihn nun erpresst, dann soll der Polizist vor Ort in Zukunft die Anzeige nicht nur entgegennehmen, sondern auch gleich die richtigen Fragen stellen, die Datenforensik machen und - angeleitet vom LKA - selbst weiter ermitteln.

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