WAC-Trainer Robin Dutt verteidigt die sportliche Leitung des DFB nach dem WM-Desaster - vor allem Teamchef Flick und Geschäftsführer Oli Bierhoff. Aber: Der ehemalige Sportdirektor sieht die Versäumnisse beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Ganzes.
„Das ist das erste Mal, dass ich mich dazu äußere. Ich denke, jetzt ist vielleicht auch der Zeitpunkt, bei dem ich mit meiner Meinung einen ganz kleinen Anfang beitragen kann, dass es inhaltlich schneller gehen muss“, sagt Robin Dutt im Interview mit Sky. Von August 2012 bis Mai 2013 war der aktuelle WAC-Trainer ja als Sportdirektor beim DFB tätig.
„Damals ging gar nichts voran. Ich habe zu diesem Zeitpunkt für mich entschieden, dass ich noch nicht bereit dafür bin, mich am Schreibtisch zu verstecken - vor allem, wenn sich nichts bewegt. Ich habe die Kritik, mich so schnell wieder zurückzuziehen, über mich ergehen lassen. Ich habe jetzt zehn Jahre lang nichts gesagt, aber mit der Möglichkeit, jetzt etwas Öl ins Feuer zu gießen, kann ich möglicherweise dazu beitragen, dass es dieses Mal schneller geht. Und, dass es vor allem nicht um den Trainer und den Sport geht, denn die sind gewillt, schnell etwas anzutreiben. Der DFB als gesamter Apparat muss sich bewegen.“
Problematik damals aufgezeigt
Schon zu seiner Zeit als Sportchef hatte er auf Probleme aufmerksam gemacht. „Ich habe damals schon auf zwei Dinge vorausgeschaut. Zum einen, dass die Nationen von der Leistungsdichte enger zusammenrücken. Das bedeutet, dass man nicht mehr automatisch Halbfinal-Plätze erreicht. Und zum anderen haben wir damals schon auf eine Problematik in der Defensive hingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt waren es vor allem die Außenverteidiger und die Ausbildung klassischer Stürmer“, sagt Dutt.
„Wenn das die Lösung ist. . .“
Über den aktuellen Kader sagt Dutt: „Wir haben positiv behaftete Spieler, dazu würde ich eigentlich auch noch Nico Schlotterbeck zählen. Niclas Füllkrug ist doch das beste Beispiel dafür. Er ist auch schon 29 Jahre alt, bei der nächsten WM 33. Wenn das jetzt unsere Lösung ist, dann sagt das alles über die Ausbildung der klassischen Strukturen in Deutschland aus. Wir müssen froh sein, dass wir Niclas jetzt haben und dass er uns in dieser Phase hilft, aber das sagt eigentlich alles über den deutschen Fußball.“
Lob für Bierhoff. . .
Das Problem sei laut Dutt weder Teamchef Hansi Flick noch Geschäftsführer Oliver Bierhoff noch der Sportliche Leiter Joti Chatzialexiou. „Bierhoff hat schon damals versucht, neue Stukturen einzuführen - auch, was die Infrastruktur betrifft. Es waren sicherlich nicht Leute wie er schuld, die voll mitgezogen haben, sondern viel eher dieser Apparat DFB, der viel zu langsam gemahlen wird.“
. . . und für Flick
Über den Teamchef sagt Dutt: „Wir haben schon bei der letzten WM versucht, etwas zu konstruieren und den Trainer dann als das Problem hinzustellen. Mit Jogi Löw haben wir dadurch einen hervorragenden Trainer in der Kritik versucht zu beschädigen und jetzt versuchen wir das Gleiche mit einem Hansi Flick. Wir versuchen, dieses Pflaster mit einem neuen Trainer auszuwechseln - ich hoffe sehr, dass wir das nicht machen, denn die Wunde darunter blutet weiter. Der Trainer ist ganz sicher nicht das Problem, denn dann suchen wir auch in 16 Jahren noch nach einem Weltmeistertitel.“
Wer genau die Personen sind, die den DFB in der Entfaltung bremsen würden, verriet Dutt nicht, "aber das sind Personen, die nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden - das ist ein Riesenapparat.“
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