Am Sonntag feierte die Neuinszenierung von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ Premiere. Eine halbe Stunde Jubel und Bravorufe für Keith Warners Regie und Philippe Jordan am Pult in der Staatsoper.
Demonstrativer Applaus für Musikdirektor Philippe Jordan, der 2025 - nicht ganz freiwillig - die Staatsoper verlässt. Nach der Premiere von Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ jubelte das Publikum eine halbe Stunde. Jordan, dem Staatsopernorchester, einem (fast) idealen Sängerensemble und dem britischen Regisseur Keith Warner gelang eine Aufführung aus einem Guss: sachlich, ohne modische Mätzchen, dafür mit Gespür für psychische Situationen der Figuren erzählt er die Geschichte vom liebenden Schusterpoeten Sachs, von Stolzing und Eva, vom missgünstigen Tollpatsch Sixtus Beckmesser und von den Meistersingern.
Sicher setzt er Pointen, kostet Wagners Sinn für Humor aus. Aber auch philosophische Hintergründe, z. B. Wagners Zwist mit Nietzsche, etwa in den Balgereien des 2. Aktes. Wobei Boris Kudličkas monumentale Bilder - reizvolle heutige Kostüme: Kaspar Glarner - ihm alle Möglichkeiten bieten, modernes Theater zu spielen. Erfreulich, dass Warner uns schräge neudeutsche Regietheaterfaxen und NS-Theater erspart - etwa, wenn er die Festwiese vom Odium des Reichsparteitags befreit.
Philippe Jordan hat das Riesenwerk perfekt im Griff. Mit Fingerspitzengefühl animiert er die Musiker zu wunderbar sattem, oft prachtvoll festlichem Klang, Beeindruckend das stimmige Sängerensemble, das Michael Volle als Humanist Hans Sachs anführt. Souverän bewahrt er bis zum Festwiesenmonolog Kraft und feinen Ausdruck. Nobel sein Flieder- und sein Wahn-Monolog. Georg Zeppenfeld ist ein imponierender Brautvater Veit Pogner, Wolfgang Koch ein hinreißender Nörgler Sixtus Beckmesser. David Butt Philip begeistert als elegant verhaltener Stolzing mit edlem, warmem Timbre, Hanna Elisabeth Müller gefällt als verlässliche, liebenswerte Eva, Michael Laurenz ist ein ausgezeichneter Schustergesell David. Hervorragend der Staatsopernchor.
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