„Krone“-Ombudsfrau

Wienerin „gefangen“ in renovierter Gemeindewohnung

Ombudsfrau
05.12.2022 18:00

Ohne fremde Hilfe kann Gertraud N. weder ihre Wohnung mehr verlassen, noch kann sie die Eingangstür zum Gemeindebau öffnen. Um das zu ändern, müsste sie 9000 Euro bezahlen.

Seit 1969 wohnt die Wienerin in ihrer Gemeindewohnung in Wien-Simmering. 2018 wurde mit einer Sanierung der Wohnhausanlage um knapp 90 Millionen Euro begonnen. Unter anderem wurden barrierefreie Aufzüge eingebaut. Für Frau N., die krankheitsbedingt auf einen Rollstuhl angewiesen ist, war das eigentlich ein Grund zur Freude.

Die neue Brandschutztür lässt sich aufgrund des Gewichts sehr schwer öffnen. (Bild: Holl Reinhard)
Die neue Brandschutztür lässt sich aufgrund des Gewichts sehr schwer öffnen.

Eigentlich. Denn im Zuge der Sanierung wurden neue Hauseingangs- und Wohnungstüren installiert, die den aktuellen Brandschutzbestimmungen entsprechen. Aber diese seien nun so schwer, dass die Pensionistin sie ohne fremde Hilfe nicht öffnen kann. Sie kommt daher einerseits nicht mehr aus ihrer Wohnung und andererseits auch nicht alleine ins Haus zurück. Also doch nichts mit barrierefrei.

Ein weiteres Hindernis für den Rollstuhl: Das Fußabstreifgitter passt nicht in in den Rahmen. (Bild: Holl Reinhard)
Ein weiteres Hindernis für den Rollstuhl: Das Fußabstreifgitter passt nicht in in den Rahmen.

„Wenn die Türen wenigstens so gebaut worden wären, dass eine Nachrüstung von Türöffnern möglich wäre, könnte man das ja privat übernehmen. Da das aber nicht geschehen ist, würde alleine der Tausch der Wohnungstüre, zusätzlich zu einem Öffner, 9000 Euro kosten“, wandten sich die Tochter und der Sohn von Frau N. an die Ombudsfrau. Sie würden sich seit Monaten bemühen, in dieser Sache eine Lösung zu erreichen. „Wir sind chancenlos. Bei Wiener Wohnen interessiert das keinen“, schildern die beiden weiter.

Sehr kostenintensiv
Wiener Wohnen teilte mit, man sei bemüht, Betriebskosten für Mieter so gering wie möglich zu halten. Eine automatische Öffnungsvorrichtung sei in Errichtung und Instandsetzung kostenintensiv. Dieser Wunsch von Frau N. komme völlig überraschend. Immerhin sei die Türstaffel bereits barrierefrei umgebaut sprich abgeschliffen worden. Sollte die Mieterin aus gesundheitlichen Gründen weiter Schwierigkeiten haben, die Hauseingangstüre zu öffnen, könne sie einen Wohnungswechsel beantragen. Frau N., die hier seit über 50 Jahren lebt, und ihre Kinder empfinden dieses Angebot als Affront.

Und was in einem Notfall passiert, will man sich gar nicht ausmalen.

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