Fortsetzung im Terrorprozess um sechs mutmaßliche Helfer des Wien-Attentäters. Am Dienstag musste sich am Wiener „Landl“ der Erstangeklagte der Befragung stellen. Er fuhr mit Kujtim F. im Sommer 2020 in die Slowakei, wo dieser Munition für sein Sturmgewehr kaufen wollte. Vom geplanten Munitionskauf will der 23-Jährige nichts gewusst haben. Während Kujtim F. im Waffenladen war, sei er in die Apotheke gegangen.
„Kujtim war ein extrem ruhiger Mensch“, beschreibt der Viertangeklagte im Terrorprozess am „Landl“ den Wien-Attentäter, den er bei einem Grillabend kennengelernt hatte. Der IS-Terrorist erschoss am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt in weniger als zwei Stunden vier Menschen und verletzte mehr als 20 weitere teilweise schwer. „Vielleicht sterben die auch noch", soll der viertangeklagte 28-Jährige laut Staatsanwältin kurz nach dem Anschlag seiner Frau geschrieben haben.
DNA-Spuren des Viertangeklagten auf Tatwaffen
Im Sommer 2020 nahm der großgewachsene Afghane zusammen mit Kujtim F. an einem Treffen mit vier IS-Anhängern aus der Schweiz und aus Deutschland teil. Im Oktober 2020 lebte er drei Wochen lang in der Wohnung des späteren Terroristen. „Ihre DNA-Spuren wurden unter anderem auf dem Magazin der Pistole, auf der Spitze und dem Griff der Machete oder auf dem Klebeband für die Sprengstoffgurt-Attrappe gefunden“, hielt ihm der Richter vor. „Ich habe diese Sachen nicht gesehen und nie berührt", erwiderte der von Anwalt Elmar Kresbach verteidigte Mann, der etliche Vorstrafen als Gewalttäter auf dem Konto hat.
Tränen beim Erstangeklagten
In der Mitte seiner Befragung begann der Erstangeklagte im großen Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichts zu weinen. Ein stattlicher, muskulöser Mann, der sich seit 2014 in IS-nahen Chatgruppen bewegte und auch selbst radikale Videos teilte. Zum Vorwurf, IS-Propagandamittel verbreitet zu haben, bekennt er sich schuldig. Angeklagt ist er aber vorrangig, weil er am 21. Juli 2020 den späteren Wien-Attentäter Kujtim F. mit seinem Auto nach Bratislava führte, wo dieser in einem Waffengeschäft versuchte, Munition für das beim Terroranschlag verwendete Sturmgewehr AK 47 zu besorgen.
Auf der Fahrt nach Bratislava haben wir uns über Trainingspläne, Fitness, Ernährung und Sport unterhalten.
Der Erstangeklagte über den Tag mit dem Wien-Attentäter.
„Spontaner Shopping-Trip in die Slowakei“
Bevor er die Fassung verlor, beschrieb der Kosovare, der als Kind mit seiner Mutter nach Österreich kam, in eloquenten Worten den Anlass, der ihn als Mittäter von Kujtim F. vor Gericht brachte. Der IS-Terrorist hatte am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt in weniger als zwei Stunden vier Menschen erschossen und Dutzende verletzt. „Wir haben den Trip spontan beschlossen. Wir wollten shoppen gehen, dachten, dass in Bratislava die Corona-Bestimmungen nicht so streng sind wie in Wien.“
Widersprüche in den Aussagen
In der Slowakei angekommen, ging Kujtim F. in ein Jagdgeschäft, der Angeklagte folgte ihm. „Ich hatte keine Maske dabei. Deshalb ging ich wieder raus und rüber in die Apotheke und unterhielt mich über Potenzmittel.“ Seinen Ausführungen nach will er nicht mitbekommen haben, was der spätere Terrorist dort kaufen wollte - obwohl er dies in einer früheren Vernehmung anders aussagte. „Ich war damals extrem unter Druck“, begründet er dies. Worüber er mit dem Attentäter auf der Fahrt gesprochen hat, will der Richter wissen: „Wir haben uns über Trainingspläne, Fitness, Ernährung und Sport unterhalten.“
Letztes Treffen mit dem Attentäter im Oktober 2020
Kujtim F. hatte der Erstangeklagte im Frühjahr 2020 kennengelernt, als er einen Nebenjob als Türsteher hatte. Zuletzt traf er ihn im Oktober 2020, also kurz vor dem Attentat, auf dem Weg zu einer Shisha-Bar im 12. Bezirk. Anschläge verurteile er zutiefst. Im Kofferraum seines Wagens wurde ein zurückgesetztes Handy gefunden - und in seiner Zelle in der Untersuchungshaft einschlägige Schmierereien an der Wand.
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