Ungeachtet des nun eingetroffenen „Riesenerdbebens“ hat sich die Wiener Austria von Trainer Manfred Schmid am Montag getrennt. Manuel Ortlechner rechtfertigte am Tag danach den Richtungsschwenk mit fußballinhaltlichen Auffassungsunterschieden. „Klaro wollen wir zukünftig noch viel mehr Elemente sehen, wenn es darum geht, Bälle zu jagen, höher anzulaufen, generell, wie aktiv wir das Spiel anlegen wollen“, sagte der Sportdirektor des Bundesligisten bei Sky Sport Austria.
Der aktuelle Kader der Violetten sei dafür geeignet, so Ortlechner. „Wir sind hundertprozentig davon überzeugt, dass die Mannschaft das kann.“ Damit dürfte sich die Austria künftig ungeachtet ihrer historisch anders gewachsenen Spiel-Kultur am von Ligakrösus Salzburg und dem ÖFB-Team vorexerzierten Pressing-Fußball orientieren. Ein diesbezügliches Faible brachte Investor Jürgen Werner von Linz mit nach Favoriten.
„Die Führung der Austria hat sich entschlossen, in Zukunft eine bestimmte Art von Fußball sehen zu wollen. Das ist absolut in Ordnung, aber dafür bin ich nicht der richtige Trainer, weil ich nicht mit voller Überzeugung dahinterstehe“, hatte sich Schmid schon am Montag via Klub-Aussendung geäußert. „Am Ende haben wir gemerkt, es geht sich nicht mehr aus“, begründete Ortlechner.
Den an sich noch bis Saisonende laufenden Vertrag mit Schmid nach eineinhalb Jahren aufzulösen, hätten alle Klub-Gremien mitgetragen, erklärte Ortlechner. „Die Entscheidung war mehr als unangenehm. Wir haben gewusst, das wird ein Riesenerdbeben auslösen.“ Denn die Identifikationsfigur Schmid habe geholfen, „den Austria-Geist richtig zu beleben“, betonte Ortlechner.
Der frühere Verteidiger stellt sich auch in persönlicher Hinsicht auf frostige Tage ein. „Ich habe meine Familie darauf vorbereitet und gesagt, es wird wahrscheinlich auch für mich richtig unangenehm. Keine Ahnung, wie lange ich das hier mache. Keine Ahnung, ob ich das hier überstehe. Aber es musste im Sinne der Austria gemacht werden.“
Die Profi-Kicker der „Veilchen“ weilen aktuell auf Urlaub. Man werde in den nächsten Tagen einen „Zoom-Call“ machen, um dem Team die Beweggründe zu erklären, verriet Ortlechner. Kapitän Lukas Mühl verabschiedete sich auf Instagram mit lobenden Worten von Schmid. „Danke, Trainer, für eine unfassbar geile Zeit! Danke für Dein Vertrauen und Deinen Input! Hast mich extrem nach vorne gebracht.“
Schmid belegte mit der Austria in der Vorsaison überraschend Rang drei, in dieser Spielzeit aber folgte eine Talfahrt. Die Violetten überwintern in der Bundesliga nur als Tabellensiebenter, im Cup-Achtelfinale schied man gegen den Regionalligisten Wiener Sport-Club aus und in der Conference-League-Gruppenphase wurde man mit zwei Punkten aus sechs Partien Letzter.
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