Versorgungskrise
Ungarn schafft Treibstoff-Preisdeckel ab
In den vergangenen Tagen wurde darüber schon eifrig spekuliert. Nun hat die ungarische Regierung angesichts der Versorgungskrise keinen anderen Ausweg mehr gesehen und den Preisdeckel für Treibstoffe aufgehoben. Die neue Verordnung tritt ab sofort in Kraft, verkündete der Kabinettschef von Ministerpräsident Viktor Orban, Gergely Gulyas am Dienstagabend.
Obwohl Ungarn gegen das am Montag in Kraft getretene Verbot russischer Erdöllieferungen und Sanktionen erfolgreich gekämpft hätte, seien dennoch Versorgungsprobleme beim Treibstoff eingetreten, betonte der Kanzleramtsminister. Laut dem Generaldirektor des ungarischen Erdölkonzerns Mol, Zsolt Hernádi, soll der Literpreis bei Benzin 645 Forint (rund 1,55 Euro) und bei Diesel 699 Forint (rund 1,68 Euro) betragen. Dadurch würde das Chaos an den Tankstellen beseitigt, sich der Markt normalisieren und die Importeure würden zurückkehren.
In der vergangenen Woche war die Nachfrage nach Benzin doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum 2021, bei Diesel waren es 150 Prozent. Während im Normalfall der Tagesumsatz an MOL-Tankstellen bei fünf Millionen Liter liegt, betrug er am Dienstag vergangener Woche acht Millionen Liter, betonte der Direktor. Diese Nachfrage musste hauptsächlich MOL abdecken, da wegen des seit dem Frühjahr geltenden Rabatts Importe weitgehend ausgeblieben waren. Importeure wurden nämlich abgeschreckt, da sie den im Ausland teuer beschafften Treibstoff in Ungarn nur billig verkaufen konnten.
Ausfall einer wichtigen Raffinerie
Die Versorgungslage wurde zudem durch monatelange Wartungsarbeiten in einer wichtigen Raffinerie nahe Budapest weiter verschärft. Inzwischen hat die Anlage in Szazhalombatta erneut die Produktion aufgenommen, erklärte György Bacsa, geschäftsführender Direktor von MOL Ungarn. Doch selbst die volle Kapazität von MOL könnte die Ansprüche des ungarischen Markts nicht decken.
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