Schutz vor Corona, Homeoffice und Kurzarbeit - die Herausforderungen der vergangenen drei Jahre waren auch für Arbeitsmediziner vielfältig. Mit diesen Problemen hatten sie zu kämpfen.
„Job und Familie im Homeoffice unter einen Hut zu bringen hat bei vielen Arbeitnehmern zu massiven psychischen Belastungen geführt“, betont DDr. Karl Hochgatterer, Präsident der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin. „Doch auch körperliche Probleme wie Rückenschmerzen durch einen ungeeigneten Sitzplatz zu Hause machten den Menschen zu schaffen.“
Arbeitsmediziner beraten Unternehmen in allen Fragen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Sie schaffen damit einen Mehrwert für das Unternehmen, der sich im Erhalt, in der Förderung bzw. Wiederherstellung von Arbeits- und Leistungsfähigkeit sowie in erhöhter Motivation der Beschäftigten zeigt.
Produktionsfirmen konnten bald wieder ihren Betrieb aufnehmen. Hier war die Beratung bezüglich Gefährdung durch Ansteckung mit dem Coronavirus gefragt. Es mussten verstärkte Hygienemaßnahmen eingeführt werden, z. B. auch in den Pausenräumen.
Schutzmaßnahmen erhöhen
Einen zentralen Punkt stellte auch die Impfung dar: „Wir versuchten sachlich zu informieren, doch gab es immer wieder massive Konflikte mit Impfgegnern. Der Mehrzahl der Mitarbeiter war aber die Wichtigkeit dieser Schutzmaßnahme bewusst“, erklärt DDr. Hochgatterer.
Eine Beschäftigung zu haben fördert die Gesundheit. Deshalb sollten Menschen nach langer Krankheit (z. B.Long Covid oder Krebsleiden) bei der Wiedereingliederungin den Arbeitsprozessunterstützt werden.
Die Bildschirmzeit hat bei jungen Erwachsenen um 25 Prozent zugenommen, was sich auch negativ auf die Gesundheit auswirkt, etwa durch Übergewicht, Wirbelsäulenleiden und Kurzsichtigkeit.
„Vor allem Lehrlinge und junge Menschen, die neu in ein Unternehmen kommen, sind durch die Pandemie benachteiligt“, erläutert Dr. Eva Höltl, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin. „Gerade diese Personengruppe benötigt eine gute Einschulung und muss im Team integriert werden. Das war natürlich durch die Kontakteinschränkung am Beginn von Corona schwer durchzuführen.“
Junge Menschen besonders betroffen
Auch die psychische Belastung hat bei jungen Arbeitnehmern stark zugenommen. „Lehrlinge konnten zwar oft arbeiten, aber die Berufsschule war geschlossen. Das wirkte sich nicht nur negativ auf die Ausbildung, sondern auch auf das Sozialleben aus“, berichtet Dr. Höltl. „Junge Menschen brauchenunbedingt Gleichaltrige, um ihre Psycheregulieren zu können.“
Ein besonderes Anliegen ist mir die Gesundheitsvorsorge. Und wo kann man das besser bewerkstelligen als im Arbeitsumfeld?
Dr. Eva Höltl, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin.
“In Österreich gibt es derzeit 100 Fachärzte für Arbeitsmedizin. In 5 Jahren durch das Generationsproblem nur noch 40 Prozent davon. Wir brauchen mehr Arbeitsmediziner. Schon auf der Uni sollte es das Pflichtfach ,Arbeitsmedizin‘ geben", fordert DDr. Hochgatterer.
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