Nach der Zerrüttung mit ihrem Vater, der die Familie tyrannisiert haben soll, wollte sich eine 29-jährige Tirolerin im November 2021 in Neustift im Stubaital eigentlich mit ihm aussprechen. Doch das Vorhaben endete furchtbar. Die Frau soll ein Messer gezückt und mehrfach zugestochen haben. Nun saß sie wegen Mordes in Innsbruck vor Gericht und war grundsätzlich geständig.
Es hätte die Versöhnung sein sollen – am Ende kam es zur Tragödie: Eine Tiroler Akademikerin (29) litt jahrelang unter dem zerrütteten Verhältnis des trunksüchtigen Vaters mit der Mutter. „Ein Leidensweg, er tyrannisierte die Familie“, verwies die Verteidigerin auf eingeschlagene Türen und Todesdrohungen. Umstände, die die Mutter am liebsten verheimlicht hätte. Der um Harmonie bemühten 29-Jährigen setzten sie massiv zu: Einerseits war sie als wissenschaftliche Angestellte erfolgreich, andererseits entwickelte sie eine Bulimie (Ess-Brech-Sucht).
Schon beim Eingang „Fahne“ bemerkt
2018 trennten sich die Eltern, gerichtliche Streitigkeiten inklusive. Der 57-Jährige zog in der Nähe in eine eigene Wohnung. Nach einem Jahr ohne Kontakt erreichten im November 2021 seine Whatsapp-Nachrichten die Tochter: Ihm gehe es schlecht, er sehe seine Fehler nun ein, schrieb der Vater. „Da dachte ich, die Alkoholtherapie hätte endlich etwas gebracht“, murmelte die Angeklagte unter Tränen. Sie saß gerade mit der Mama beim Mittagessen, fuhr gegen ihren Rat zu ihm. Schon beim Eingang merkte sie seine „Fahne“.
Ich wurde immer wütender, irgendwann ist alles explodiert.
Die Angeklagte
Zig Messerstiche auch gegen den Hals
Statt einer Aussprache wurde es neuerlich laut. „Ich wurde immer wütender, irgendwann ist alles explodiert.“ Die genauen Abfolgen wisse sie nicht mehr. Fest steht: Mit zig Messerstichen, darunter gegen den Hals, tötete sie den 100-Kilo-Mann, rief danach stammelnd den Notruf. Beklemmung im Schwurgerichtssaal, als das aufgezeichnete Telefonat ihre völlige Verzweiflung deutlich machte. Die 29-Jährige war nicht einmal mehr in der Lage, ihren Namen zu nennen. Die Tatwaffe stammte aus Wohnung des Vaters.
Lebenslange Haft für die Angeklagte
Die Gutachterin attestierte Zurechnungsfähigkeit, die Verteidigerin versuchte eine Erklärung: „Es war eine Tat im Affekt, ein Gefühlssturm hat sie beherrscht. Alles hat sich an diesem Tag entladen.“ Die 29-Jährige wurde letztlich wegen des Verbrechens des Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil der Geschworenen fiel einstimmig. Es ist vorerst nicht rechtskräftig.
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