Unmittelbar vor den Beratungen der EU-Innenminister über eine Erweiterung des Schengenraums um Kroatien, Bulgarien und Rumänien hat das Innenministerium aktuelle Zahlen zu Migrationsrouten bekannt gegeben. „Schlepperrouten führen vermehrt über Rumänien und Bulgarien“, teilte die Behörde am Mittwochabend unter Verweis auf Analysen des Bundeskriminalamts mit. Österreich will am Donnerstag gegen den Schengen-Beitritt Sofias und Bukarests stimmen.
„Sowohl Rumänien als auch Bulgarien sind Teil der Österreich betreffenden Schlepperrouten“, sagte Gerald Tatzgern, der Leiter der Schleppereibekämpfung im Bundeskriminalamt, laut einer Aussendung des Innenministeriums. Dies belegten die Einvernahmen von illegalen Migranten und festgenommenen Schleppern, aber auch das Ergebnis der Auswertung der Geo-Daten von mehr als 400 sichergestellten Mobiltelefonen.
Rumänien gilt als leicht überwindbare Grenze
Bulgarien gelte unter den Schleppergruppierungen als Transitland, in dem die Weiterschleppungen über Serbien oder Rumänien organisiert werden, hieß es weiter. Rumänen seien in Österreich auf Platz 4 unter den TOP 10 der Nationalitäten der Schlepper. Rumänien gelte im Vergleich zu Ungarn als eher leicht überwindbare Grenze und werde daher oft als Route von Serbien nach Ungarn gewählt. Insbesondere die Grenzmaßnahmen in Griechenland führten immer wieder zu einer Routenverlagerung zur türkisch-bulgarischen Grenze.
Auch bei den Befragungen würden Bulgarien und Rumänien häufig genannt. 78 Prozent der Afghanen geben demnach Bulgarien als erstes EU-Land an sowie zwei Drittel der Marokkaner. 50 Prozent der Personen aus Bangladesch wiederum erklären, über Rumänien gereist zu sein.
Asylanträge: Steigerung von über 200 Prozent
Österreich, das erster Zielstaat nach den Balkanrouten ist, fühlt sich durch den Zuwachs in den Migrationszahlen stark belastet. Bis Ende Oktober wurden laut Innenministerium 89.867 Asylanträge gestellt, was eine Steigerung von über 200 Prozent zum Vorjahr darstelle. In Österreich wurden 2022 bereits mehr als 100.000 Migranten aufgegriffen. Ca. 75.000 davon waren laut den Behörden zuvor nicht registriert und wurden somit nicht kontrolliert. Der Anteil der Migranten, die über Griechenland aus der Region Westbalkan in Österreich einreisen, betrage 20 Prozent. Dabei handle es sich hauptsächlich um Personen aus Pakistan, Somalia und Bangladesch.
Aus der Türkei über Bulgarien kämen 40 Prozent, vor allem Menschen aus Afghanistan, Syrien, Marokko, Ägypten und Somalia. Ebenfalls 40 Prozent reisen visafrei per Flugzeug in die Balkanregion ein, insbesondere Inder, Türken und Bangalen. Auch bei den Flugeinreisen über Belgrad sei die weitere Route über Rumänien von Bedeutung. Diese werden kaum erfasst, aber 61 Prozent aller Treffer der europäischen Fingerabdruck-Datenbank Eurodac der Staaten Indien, Türkei, Bangladesch seien in Rumänien verzeichnet worden.
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