Der ehemalige stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes Tirol, Christoph Hundertpfund, sprach mit der „Krone“ über sein neues Buch, seine Einsätze und eine glückliche Fügung des Schicksals.
„Krone“: Anhand vier spektakulärer Mordfälle vermitteln Sie dem Leser in Ihrem Buch „Ein Tiroler Kripobeamter weltweit im Einsatz“ einen Einblick in die Arbeit professioneller Kriminalisten. Welcher war bisher Ihr tragischster Fall?
Christoph Hundertpfund: Ganz schrecklich war der Fall eines entführten achtjährigen Buben im Tiroler Unterland. Das Kind musste sterben, weil die Kidnapperin ihre kriminelle Tat nicht zu Ende gedacht hatte. So etwas habe ich in meiner 34-jährigen Dienstzeit im Kriminaldienst nur einmal erlebt. Wenn Kinder betroffen sind, geht es ja immer ganz besonders unter die Haut.
Was ist der größte Unterschied zwischen der Arbeit der Kripobeamten und jener, die uns die Kommissare im Fernsehen auftischen?
Das ist vor allem die Zeit, die zur Verfügung steht, um einen Fall zu klären. Die TV-Kommissare haben schon ganz gute Informationen darüber, wie eine Ermittlung geführt wird, aber der Spannung wegen wird alles extrem abgekürzt. Das hat dann mit der Arbeit der professionellen Kriminalisten nicht mehr viel zu tun.
In Ihrem Buch beschreiben Sie weltweite Einsätze. Wo waren Sie denn schon überall als Kripobeamter tätig?
In meiner Funktion als Opfer-Identifizierungsspezialist war ich unter anderem beim Lawinenunglück in Galtür, bei einem mit zwanzig Personen besetzten Flugzeugabsturz in der Schweiz und in Äthiopien nach dem Absturz der „Boeing 737 Max“ im Einsatz. In Südostasien nach der Tsunami-Katastrophe war ich maßgeblich am Aufbau des österreichischen Opfer-Identifizierungs-Teams beteiligt und fungierte vor Ort sechs Monate lang auch als dessen operativer Leiter.
Unbekannten Toten ihren Namen zurückzugeben, stellt unter diesen Umständen eine besondere Herausforderung an die polizeilichen Ermittlungen dar.
Christoph Hundertpfund
Welcher Ihrer Einsätze war bisher Ihre größte Herausforderung?
Das war in Thailand, nachdem durch den Tsunami ganze Küstenregionen verwüstet wurden. Wir hatten ja keine Ahnung, was uns dort erwartete. Naturkatastrophen fordern oftmals besonders viele Todesopfer und hinterlassen schwere Verwüstungen. Unbekannten Toten ihren Namen zurückzugeben, stellt unter diesen Umständen eine besondere Herausforderung an die polizeilichen Ermittlungen dar.
Nur durch eine glückliche Fügung des Schicksals kam ich ungeschoren davon.
Christoph Hundertpfund
Sind Sie auch schon einmal bei einem Einsatz in eine Notlage geraten?
Ja, und zwar ein einziges Mal. Nur durch eine glückliche Fügung des Schicksals kam ich ungeschoren davon. Vor zahlreichen Jahren hatte ich nämlich heimlich die erfolgreiche Ausbildung eines Sprengstoffspürhundes initiiert. Dies wurde damals wider jede Vernunft vom Gendarmerie-Zentralkommando strikt abgelehnt. Erst zehn Jahre später wurde der erste offizielle Sprengstoffspürhund der österreichischen Sicherheitsexekutive dann doch in Dienst gestellt. Wie diese gesamte Angelegenheit allerdings genau ablief, beschreibe ich in meinem Buch.
Apropos: Ist ein weiteres Buch in Planung?
Nein, dies war ein einmaliger Ausflug. Es war zwar eine interessante Erfahrung, aber ein weiteres Buch wird es nicht geben.
Recka Hammann, Kronen Zeitung
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