Der Wiener Medienmacher Wolfgang Fellner ist erneut mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung konfrontiert. Konkret wirft ihm eine ehemalige Mitarbeiterin vor, von ihm mehrmals angeschrien, sexuell belästigt und bedrängt worden zu sein. Fellner selbst bestreitet die Vorwürfe - er sieht eine „freundschaftliche Beziehung“.
Es handelt sich dabei nicht um die ersten derartigen Vorwürfe, derentwegen sich Fellner auch schon vor Gericht verantworten musste. So entließ der Medienmacher etwa seine ehemalige Moderatorin von oe24.tv, als diese öffentlich machte, dass Fellner sie begrapscht haben soll. Kurz darauf wurden dann auch noch entsprechende Vorwürfe von den Moderatorinnen Katia Wagner sowie Angela Alexas laut.
„Dachte, ich war nicht sein Beuteschema“
Nun dokumentierte die Tageszeitung „Der Standard“ einen mutmaßlichen weiteren Fall. „Dieser Mann hat mich zerstört“, sprach nämlich jetzt die nächste Moderatorin Nora Kahn gegenüber dem Blatt über das Verhältnis zu Fellner. Kahn arbeitete zunächst als Content-Managerin in dem Unternehmen, wollte aber schließlich in einer Society-Sendung selbst vor der Kamera stehen.
Da sie ja „nicht blond“ ist, wog sie sich trotz der bereits damals schon kursierenden Gerüchte über Fellners Umgang mit jungen Frauen in Sicherheit: „Ich dachte, ich war nicht sein Beuteschema“, erklärte sie dem „Standard“. Nach kurzer Zeit wurde sie jedoch als Moderatorin wieder abgesetzt.
Gemeinsames Abendessen für den „Superstar“
Auf die Frage, ob das etwas mit ihrem Aussehen zu tun habe, soll Fellner dies verneint und ein Abendessen vorgeschlagen haben, um eine neue Aufgabe für sie zu finden. Er habe dies nicht zwischen Tür und Angel besprechen wollen, so Kahn weiter. Bei ebendiesem Treffen habe man schließlich auch die Idee einer neuen Society-Sendung gehabt.
In weiterer Folge soll der Medienmacher dann plötzlich ihr Aussehen kommentiert haben. Dabei soll etwa die Bezeichnung „Superstar“ gefallen sein, zudem habe es bei dem Abendessen in einem Lokal in Wien Hietzing auch eine Einladung nach Ibiza gegeben, um alles „in Ruhe“ besprechen zu können, schilderte Kahn weiter.
Mir wurde klar, ich muss hier weg.
Nora Kahn auf Ibiza
Auf Ibiza-Reise bedrängt
Auf der Urlaubsinsel soll Fellner schließlich übergriffig geworden sein - er habe sie auch körperlich bedrängt: „Mir wurde klar, ich muss hier weg“, erklärte Kahn nun. Um das zu bewerkstelligen, habe sie sich bei Fellner mit einer Notlüge entschuldigt.
Zurück im Redaktionsalltag soll Fellner Kahn zwei weitere Male begrapscht haben, erzählte sie dem „Standard“. Kollegen aus der Branche hätten ihr jedoch geraten, nicht darüber zu reden. Darüber hinaus soll es dann auch zu Schimpftiraden und Schreianfällen Fellners gekommen sein, die der Moderatorin sehr zugesetzt haben sollen.
„Du gehörst eh einmal ordentlich durchgebumst“
Da Fellner mit seiner Moderatorin schließlich über den Relaunch seines Senders sprechen wollte, habe er sie nach Bayern an den Tegernsee gebeten, wo er sich aus gesundheitlichen Gründen aufhielt. Während einer Bootsfahrt hätte sie etwa ein angeblich versprochenes „Ressortleitergehalt“ angesprochen - Fellner habe jedoch abgeblockt und ihr schließlich „saure Heulvorträge“ vorgeworfen.
Du gehörst eh einmal ordentlich durchgebumst.
Mutmaßliche Aussage von Wolfgang Fellner gegenüber Nora Kahn
Mit dem Hinweis, dass Kahn sowieso noch keinen Urlaub gehabt habe, soll Fellner sie erneut nach Ibiza eingeladen haben. In dem Gespräch soll er zudem gesagt haben: „Du gehörst eh einmal ordentlich durchgebumst.“
„Ihn zweimal abzulehnen ist dein Todesurteil“
Der Unternehmer habe daraufhin nicht lockergelassen und „richtig, oder nicht richtig?“ nachgefragt. Diese Reise habe Kahn schließlich nicht angetreten, auch Gehaltserhöhung hätte es keine gegeben. Kahn erklärte dem „Standard“, dass sie da bereits gespürt habe, dass es bald vorbei sein werde: „Ihn zweimal abzulehnen ist dein Todesurteil“ - nur wenige Wochen darauf soll er sie schließlich in der Redaktion einer Intrige bezichtigt und als „Arschloch“ beschimpft haben. Wiederum einige Wochen später folgte dann ihre Entlassung.
Ihre Erinnerungen hat Kahn in einer eidesstattlichen Erklärung festgehalten. Darin beschreibt sie auch, wie Fellner ihre beruflichen Ambitionen ausgenutzt haben soll. Ihre Aussagen, die „Der Standard“ überprüft hat, sind belegbar.
Fellner spricht von „freundschaftlicher Beziehung“
Fellner bestätigt auf Nachfrage des „Standard“, dass es einen Besuch mit Kahn auf Ibiza gab. Dort soll die angesprochene Society-Sendung entwickelt worden sein. Zu Belästigungen sei es aber aus seiner Sicht nie gekommen - Details zu seiner Beziehung mit Kahn würden dem Schutz des Privatlebens unterliegen. Es habe seit dem Ausscheiden Kahns und auch vorher keine einzige Beschwerde gegen ihn gegeben, weder bei der Geschäftsführung noch beim Betriebsrat.
Zudem sei eine „freundschaftliche Beziehung“ zu Kahn in der Redaktion bekannt gewesen, da sie „zahlreiche Veranstaltungen, Events, aber auch Partys gemeinsam besucht“ hätten, erklärte er. Kahn dementiert: Sie sei nie mit ihm privat auf Veranstaltungen gegangen. Fellner beteuerte zudem, dass es aus seiner Sicht „niemals“ zu Belästigungen gegenüber Kahn gekommen sei.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.