Der Ärger in Rumänien über Österreichs Veto zur Schengen-Öffnung kann nun auch wirtschaftlich schmerzhafte Folgen nach sich ziehen. Wirtschaftsexperten warnen nicht nur vor hohen Kosten, nun werden auch Boykottaufrufe heimischer Firmen in Rumänien selbst immer lauter.
Allen voran wettert Rumäniens Tourismusminister Daniel Cadariu gegen die Entscheidung von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Er ermutigte seine Landsleute dazu, österreichische Skigebiete zu meiden. Aber nicht nur das: Gleichzeitig erinnerte er auch daran, dass Banken aus Österreich in Rumänien gute Geschäfte machen würden.
Listen österreichischer Firmen kursieren
Mit seinem Appell hat der Minister dabei in seinem Land offenbar einen Nerv getroffen. Mittlerweile kursieren zahlreiche Grafiken in den sozialen Netzwerken, die österreichische Unternehmen auflisten, die in Rumänien Geschäfte machen. „Lasst uns etwas Gutes tun und diese Unternehmen zu ihrer Mutter in den Schengen-Raum zurückschicken! Ich kaufe nicht mehr bei ihnen ein“, wetterte etwa der Journalist Alex Badea unter einer solchen Auflistung.
Bekannter Unternehmer stoppt Zusammenarbeit
Einer der bekanntesten Geschäftsleute des Landes, Dimitrie Musca, schlug kurz nach der Entscheidung Österreichs in eine ähnliche Kerbe: „Ich habe für meine Firmen die Schließung der Konten bei den österreichischen Banken angeordnet“, erklärte er mehreren rumänischen Medien.
„Wir haben uns auch entschieden, nicht mehr mit der OMV zusammenzuarbeiten, obwohl wir über 7000 Hektar Ackerland verfügen und mit Zehntausenden Schweinen einen sehr hohen Dieselverbrauch haben. Ich werde nie wieder etwas aus Österreich kaufen!“, so Musca, der auch seinen Mitarbeitern empfohlen habe, es ihm gleichzutun.
Österreich zweitgrößter Investor in Rumänien
Von den betroffenen Firmen gibt es dafür durchaus Verständnis: Harald Oberhofer, Ökonom beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo), verwies auf die Kosten dieser Entscheidung. Österreich sei mit einem Volumen von zehn Milliarden Euro der zweitgrößte Investor in Rumänien, vor allem in den Bereichen Banken, Versicherungen, Stahl und Energie sei unser Land stark in Rumänien vertreten.
Die Exporte im ersten Halbjahr hätten sich auf zwei Milliarden Euro belaufen. Für längere Zeit bei der Entscheidung für das Veto zu bleiben, könne für Österreich kostspielig werden.
Unternehmen hoffen auf rasche Lösung
Auch bei der Raiffeisen spricht man der Aussicht auf den Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum „volle Unterstützung“ aus. „Wir bedauern diese Situation, sind aber zuversichtlich, dass es den beteiligten Akteuren rasch gelingen wird, offene Fragen vertrauensvoll, faktenbasiert und ergebnisorientiert zu klären“, zitierte die „Wiener Zeitung“ die Bank in einem Online-Bericht am Freitagabend.
Auch UNIQA und Strabag betonten gegenüber der Zeitung ihre Hoffnung auf eine rasche Lösung und Fortschritte bei der europäischen Integration. Aus der OMV hieß es zu dem Schengen-Nein aus Österreich: „Uns ist jede Maßnahme willkommen, die die Zusammenarbeit und den Austausch der Teams in Österreich und Rumänien erleichtert.“
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