Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert: Das Parlament am Wiener Ring wurde viereinhalb Jahre lang umgebaut. Der Umbau ist nun abgeschlossen und das neu gestaltete alte Parlamentsgebäude spielt alle Stücke. Die Umbaukosten von insgesamt 420 Millionen Euro sind angesichts der Dimension der Renovierung im Rahmen geblieben.
Das von Theophil Hansen im griechisch-klassischen Stil in den Jahren 1874 bis 1883 errichtete Gebäude war vor dem Umbau in einem desaströsen Zustand und wies „schwere Baumängel“ auf, wie es in einem Gutachten aus dem Jahr 2009 hieß. Vor allem die Dachkonstruktion befand sich in einem sehr schlechten Zustand und war teilweise undicht. Auch die Elektroinstallationen waren in manchen Bereichen veraltet.
Der Gutachter warnte zudem davor, dass hohes Gefahrenpotenzial aufgrund unzureichender Brandschutzmaßnahmen gegeben war. Eine umfassende Sanierung war also unumgänglich.
Denkmalschutz als Herausforderung
Die Vorgabe bei diesem großen Umbau war es, die denkmalgeschützte Substanz möglichst zu schonen, aber notwendige Eingriffe vorzunehmen. Das scheint auch gut gelungen zu sein. Dachgeschoß und Erdgeschoß wurden völlig neu gestaltet, der Nationalratssitzungssaal sowie der Historische Sitzungssaal sind aber zur Gänze in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben, ebenso die wunderschöne Bibliothek, die künftig auch für Besucher geöffnet sein wird.
Im Erdgeschoß wurden ein neues Besucherzentrum und zwei neue Geschäftslokale errichtet. Im Dachgeschoß befinden sich mehrere Multifunktionssäle, ein großer Gastronomie- und ein Besucherbereich, unter anderem für die Demokratiewerkstatt. Vom Dachgeschoß aus kann man in den Nationalratssaal, der mit einer neuen Glaskuppel überdacht wurde, hinunterblicken.
Insgesamt wurden 55.000 Quadratmeter Netto-Geschoßfläche saniert, 40.000 Quadratmeter Böden abgebrochen und samt Technikinstallationen neu verlegt, 740 Fenster und 600 Türen saniert sowie 500 Luster in Schuss gebracht. Die Nutzfläche wurde um 10.000 Quadratmeter erhöht, durch neue Räume und ein 1500 Quadratmeter großes Besucherzentrum („Demokratiewerkstatt“) im Erdgeschoß. Neu sind auch 800 Quadratmeter Gastronomiefläche (vor allem im ausgebauten Dachgeschoß) und vier Terrassen mit insgesamt 400 Quadratmetern Fläche.
Glaskuppel als Highlight
Highlight des Umbaus ist die Glaskuppel über dem Nationalratssitzungssaal mit 28 Metern Durchmesser und einer Fläche von 550 Quadratmetern. Die Paneele sind elektrochrom, ihre Lichtdurchlässigkeit kann gesteuert werden. Im Saal wurde zuletzt noch bei der Akustik nachgebessert, durch Dämmmaterial im Unterboden und durchsichtige Akustiksegel in der Kuppel. Alle Abgeordneten bekommen Computeranschlüsse und ein Zehn-Zoll-Display.
Außen wurde die Fassade ringstraßenseitig restauriert, aber auch der Pallas-Athene-Brunnen und 44 Attika-Figuren aus Carrara-Marmor. Mit 1,8 Millionen Euro wurde zudem für Kunst im Parlament gesorgt - und das nicht nur mit einem angemieteten, goldgeschmückten Bösendorfer-Flügel.
Wiedereröffnung im Neuen Jahr
Das neue Parlament wird am 12. Jänner feierlich wiedereröffnet. Am 14. und 15. Jänner 2023 öffnet sich das wiedereröffnete Parlament den Bürgerinnen und Bürgern mit zwei Tagen der offenen Tür. Besichtigt werden können Nationalrats-, Bundesrats- und Bundesversammlungssaal, die Amtsräume von Nationalrats- und Bundesratspräsident, die Säulenhalle, das neue Besucherzentrum und die Bibliothek.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.