Heikle Deals mit Katar
Eva Kaili: Griechin im Zentrum von Korruptionsnetz
Vor dem am Freitag ans Licht gekommenen Korruptionsskandal war die griechische EU-Politikerin Eva Kaili nur in ihrer Heimat und in der Brüsseler Szene bekannt. Nun ist die Vizepräsidentin des Europaparlaments das „Gesicht“ eines mutmaßlichen Korruptionsnetzwerks, seit sie mit vier anderen Verdächtigen wegen „bandenmäßiger Korruption und Geldwäsche“ verhaftet wurde. Zuvor wurde sie von renommierten Medien als „Die Weitsichtige“ bezeichnet und sogar auf die Liste der EU-Abgeordneten mit dem größten Einfluss gesetzt.
Auch Menschen, die nicht sehr viel mit Griechenland oder Europa-Politik zu tun haben, ist Eva Kaili nun ein Begriff. Denn die 44-Jährige ist in einen handfesten Korruptionsskandal verwickelt, bei dem das Fußball-WM-Gastgeberland Katar im Fokus steht. Obwohl selbstverständlich auch für die Europa-Abgeordnete die Unschuldsvermutung gilt, ist die Empörung groß.
Dabei wurde sie vom „Spiegel“ im Jahr 2011 noch als „Die Weitsichtige“ gelobt. Die Brüssel-Kenner von „Politico“ nahmen sie auf eine Liste der EU-Abgeordneten mit dem größten Einfluss.
Architektin, TV-Moderatorin und schließlich Politikerin
Mit nur 26 Jahren wurde die studierte Architektin in den Stadtrat ihrer Geburtsstadt Thessaloniki gewählt. Zuvor hatte sie schon als Moderatorin beim quotenstarken Privatsender Mega TV reüssiert. Schnell wurde man bei der sozialistischen Partei PASOK auf sie aufmerksam. 2007 wurde sie erstmals für PASOK ins Nationalparlament von Athen gewählt. Nebenbei schloss sie ein Master-Studium in Internationalen und Europäischen Beziehungen ab.
Die Zeit in der Nationalversammlung war 2012 aber vorbei. Ausgebremst wurde sie vom damaligen PASOK-Chef Evangelos Venizelos, der aus demselben Wahlkreis kam und dort selbst kandidierte. Daraufhin orientierte sich Kaili neu. 2014 wurde sie ins EU-Parlament gewählt. Dort machte sie sich in Wissenschaftsfragen einen Namen. Sie engagierte sich auch bei den Themen Migration und Kinderschutz.
Kaili lobte Katar als Vorreiter für Arbeitsrechte
Privat ist Kaili Medienberichten zufolge mit einem italienischen Politik-Berater liiert, der am Freitag ebenfalls festgenommen wurde. Viel beachtet wird jetzt auch eine Rede, die sie nach einem Besuch in Katar am 21. November im EU-Parlament hielt. Darin lobte die Vizepräsidentin den Golfstaat als Vorreiter bei Arbeitsrechten. Das Land habe sich der Welt geöffnet. „Dennoch rufen einige hier dazu auf, sie (die Katarer) zu diskriminieren. Sie schikanieren sie und beschuldigen jeden, der mit ihnen spricht, der Korruption.“
„Beträchtliche Geldsummen“ aus Katar
Über die Hintergründe des Korruptionsskandals ist indes auch am Samstag noch wenig bekannt. Bei den Ermittlungen, die laut belgischer Staatsanwaltschaft zu 16 Durchsuchungen und fünf Festnahmen geführt haben, gehe es um eine mutmaßliche kriminelle Organisation sowie Vorwürfe von Korruption und Geldwäsche. „Ein Golfstaat“ habe mutmaßlich versucht, Einfluss auf das EU-Parlament auszuüben, so die Behörde. Laut Medienberichten ist die Rede von Katar, von wo aus „beträchtliche Geldsummen oder Sachgeschenke vermutlich an Personen im Parlament verteilt wurden, die eine politische oder strategische Position innehatten“.
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