Zeilinger in Stockholm

„Hatte Glück, aus Neugierde forschen zu können“

Ausland
10.12.2022 21:51

Anton Zeilinger verliert auch mit dem Nobelpreis nicht das Wesentliche aus den Augen und motiviert andere Forscher.

Als Kind zerlegte er die Puppen seiner Schwester. Ein Physiklehrer begeisterte ihn für das Fach. Hunderte Experimente scheiterten. Dann gelang der Durchbruch in der Quantenphysik. Gestern der Höhepunkt seiner Karriere: Anton Zeilinger erhielt gemeinsam mit Alain Aspect und John Clauser den Physik-Nobelpreis.

Am 10. Dezember, anlässlich des Todestages von Alfred Nobel, wird Stockholm Jahr für Jahr zum Zentrum der klügsten Köpfe. Im Konzerthaus überreichte Schwedens König Carl XVI. Gustaf den Preisträgern ihre Urkunden und die wohlverdienten Goldmedaillen. Anton Zeilinger kennt das Prozedere bereits. „1994 war ich schon mal hier, als mein Kollege Clifford Shull den Nobelpreis erhielt“, erklärt der 77-Jährige, als wäre es das Normalste.

Anton Zeilinger (links), Schwedens König Carl Gustav (rechts) applaudiert (Bild: ÖAW/Uni Wien/APA/Hinterramskogler)
Anton Zeilinger (links), Schwedens König Carl Gustav (rechts) applaudiert
Die Verleihung der Nobelpreise am Samstag (Bild: ÖAW/Uni Wien/APA/Hinterramskogler)
Die Verleihung der Nobelpreise am Samstag

Auch die Frackpflicht für die Zeremonie und das anschließende Bankett machte dem Forscher nichts aus. „Ich besuche gerne Bälle“, plaudert der Professor der Uni Wien aus. Mit der Nobelpreismedaille kann der Wiener dort jedoch nicht antanzen. Sie ist kein Orden.

Ob Taktgefühl für seinen Erfolg maßgebend war, kann man wissenschaftlich wohl nicht messen. Aber einer Sache ist sich der Professor bewusst: „Ich hatte das Glück, aus Neugierde forschen zu können. Meine Experimente brauchten keine Anwendbarkeit.“ Daher gilt sein Dank auch den Steuerzahlern, die seine Wissenschaft finanzieren.

Rat an Wissenschafter: Niemals aufgeben
Studenten und Forschern rät er, niemals aufzugeben, wenn sie für ein Thema brennen. „Rückschläge akzeptieren. Sie geben vielleicht Hinweise darauf, wie es weitergehen kann.“ Der Physiker spielt wohl auf den US-Wissenschafter Thomas Edison (1847–1931) an. Jahrelang suchte dieser nach dem geeigneten Stoff für eine Glühbirne. „Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, wie es nicht funktioniert“, lautet ein Zitat von ihm. 1880 ließ der Ingenieur den Kohlefaden für die Glühbirne patentieren. Weitermachen zahlt sich also aus.

Weitermachen wird auch Professor Zeilinger. Wenn er wieder in Wien angekommen ist, forscht er erneut an der Quantenphysik. Vielleicht wird der 77-Jährige ja schon bald mit einem zweiten Nobelpreis ausgezeichnet, wer weiß.

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