Immer seltener sieht man die nummerierten Kästchen in Lokalen, wo wöchentlich Geld eingeworfen wird. Eine Sparform mit Ablaufdatum.
Sie tun es immer noch - und meist auf die altmodische Art: Wer sich von den Rahmenbedingungen noch nicht abbringen hat lassen, der zwängt auch heute noch einen gefalteten Geldschein durch den Schlitz seines Sparvereinskästchens - auch wenn es mittlerweile die Möglichkeit des bargeldlosen Sparens mit Karte oder Bon gibt. Die strenger gewordenen Regeln der Bankenaufsicht haben den Aufwand für Sparer und Geldinstitute deutlich erhöht, was schon viele zum Aufhören bewogen hat.
Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung?
Weil die EU einst Geldwäsche im Gasthaus vermutet hat, droht einer traditionellen Sparform langsam das endgültige Aus. Noch vor wenigen Jahren war es beinahe selbstverständlich, dass die örtliche Bank und der Sparverein im Wirtshaus ein Team bildeten. Aber diese Verbindung wird seit Jahren immer brüchiger. Das Interesse der Geldinstitute an diesem Geschäft hat nachgelassen.
„Es ist schon seit einiger Zeit immer das gleiche Spiel: Alle Jahre wieder - zwischen den Sparvereinsaushebungen und Weihnachten - kündigen die Banken den Sparvereinen den Vertrag auf“, weiß Guntram Jilka von der Wirtschaftskammer. Der Abstieg für die einst 15.000 Sparvereine in Österreich begann 2014, als die EU in den Sparkästen der Wirtshäuser Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu wittern begann.
Sparvereine gab es einst in Kärnten. Heute dürften es noch ein paar Hundert sein, die zwischen 50 und 200 Mitglieder zählen. Die Idee, gemeinsam zu sparen, kam Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Der erste offizielle Verein soll 1878 von Hamburger Seeleuten gegründet worden sein. Seit jeher spielte dabei neben dem Sparen auch die Geselligkeit eine große Rolle.
Neugründungen und Schluss nach 40 Jahren
Dennoch gab es auch Neugründungen - etwa in St. Veit, in der Vinothek Vipresso. Vor zwei Jahren hatte man dort durch geschäftliche Umstrukturierungen noch einen Bankvertrag zustande gebracht. Die 170 Sparer zahlen wöchentlich ein, ebenso oft wird das Geld zur Bank getragen. Die Aushebung erfolgt im Sommer im Garten, zu Weihnachten macht man einen Basar, dessen Erlös gespendet wird.
„Wir profitieren natürlich auch davon, dass andere in der Umgebung aufgehört haben“, sagt Chefin Brigitte Lang. So wie der Sparverein im Restaurant Suppenkaspar des Hotels Mosser. „Die Bank hat uns einfach abgedreht, und wir haben keine neue gefunden“, erzählt Chef Christian Mosser, der 110 Sparern mitteilen musste, dass nach 40 Jahren Schluss sei. „Schade! Alle haben sich wohlgefühlt. Die einen haben mit dem Ersparten Geschenke gekauft, andere das Heizöl oder den Skipass.“
Manche Sparvereine halten sich
Um den Sparverein gekämpft hat man im Liebenfelser Lokal „Die Zechnerin“. Chef Franz Taumberger hatte vor zwei Jahren, als es kritisch wurde, die Bank gestürmt: „Da geht es ja nicht nur ums Geld, sondern um Werbung, Kulturgut und Geselligkeit.“ Auch im Café Fürstenhof in Friesach zählt man noch 150 Sparer, unter ihnen das junge Elternpaar Sabine und Manfred. „Wir gehen alle zwei Wochen hin, bleiben auf einen Kaffee oder ein Frühstück“, erzählt Sabine, für die dieses Sparen Sinn macht. „Man macht es konsequent. Wir haben uns immer einen schönen Urlaub damit finanzieren können.“
Ein-Euro-Klub statt Sparverein
Der Sparverein „Biene“ im Klagenfurter Café Meran, wo seit 1976 gespart wird, bekam indessen die Kündigung der Bank. „Auch wenn es zuletzt kaum Zinsen gab, sind alle traurig, dass es vorbei ist“, meint Wirtin Monika Pfister, die aber nicht lockerlassen will. „Ich gründe den Ein-Euro-Klub - einen Euro im Monat einzahlen, am Ende geht sich damit ein Schnitzel aus.“ Wenn’s die Finanzaufsicht erlaubt.
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