Terror-Prozess

Einfache Buchrückgabe oder doch Attentat geplant?

Wien
13.12.2022 11:03

Zwei weitere Angeklagte im großen Terrorprozess rund um das Attentat in der Wiener Innenstadt kommen zu Wort. Beide sollen noch Minuten vor dem Anschlag in der Wohnung von Kujtim F. gewesen sein. Minuten bevor der Attentäter vier Menschen tötete und viele weitere verletzte.

In den letzten Verhandlungstagen wurden bereits der Waffenhändler und zwei mutmaßliche Unterstützer des Wiener Attentäters befragt - sie sollen den Waffenkauf mitorganisiert und begleitet haben. Die zwei Angeklagten, die sich nun der Befragung durch das Gericht stellen müssen, sollen bei den Vorbereitungen sowie der Zielauswahl des Anschlags geholfen haben. Beide würden Kujtim F. länger kennen, seien sogar befreundet gewesen.

Regelmäßiger Kontakt mit Schützen von Terroranschlag
Wie es um die persönlichen Verhältnisse der Männer zu dem zweitangeklagten 22-Jährigen steht, möchte der vorsitzende Richter zuerst wissen. Den Waffenhändler und den Viertangeklagten will er überhaupt nicht kennen. Den 23-Jährigen, der mit Kujtim F. in die Slowakei gereist sein soll und den mutmaßlichen Organisator des Waffenkaufs kenne er lediglich sehr flüchtig. Mit dem Drittangeklagten sei er länger und gut befreundet. Genau wie mit dem Attentäter. Die beiden hatten regelmäßigen Kontakt.

Anwalt Manfred Arbacher-Stöger verteidigt den Zweitangeklagten. (Bild: Zwefo)
Anwalt Manfred Arbacher-Stöger verteidigt den Zweitangeklagten.

„Zugenommen und ein Bart gewachsen“
Zur Radikalisierung des späteren Schützen möchte der Richter wissen: „Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, wie sich Kujtim verändert hat?“ - „Er hat zugenommen und ihm ist ein Bart gewachsen. Das ist in dem Alter aber normal“, so der Zweitangeklagte. Von einem Anschlagsplan will der von Anwalt Manfred Arbacher-Stöger verteidigte Mann aber nichts gewusst haben. Obwohl er am 2. November 2020 noch Minuten vor dem Blutbad den Schützen besucht hatte. 

Der 22-Jährige hätte ihm lediglich zusammen mit dem Drittangeklagten ein Buch zurückgeben wollen. „Er wollte es genau an diesem Tag zurück haben“, erinnert sich der Angeklagte. Man hätte sich im Hausgang getroffen, kurz gesprochen und sich wieder verabschiedet. Über das geplante Attentat sei kein Wort gefallen. 

IS-Material auf Handy gefunden
Zu der Frage nach seiner eigenen religiösen Einstellung: „Schon streng“, jedoch nicht radikal. Bild- und Videomaterial, das auf dem Handy des 22-Jährigen gefunden wurde, zeichnet ein anderes Bild. Das Speichern von IS-Propaganda schiebt er auf jugendlichen Leichtsinn. 

Drittangeklagter wollte mit Attentäter in Afghanistan leben
Das kann der Drittangeklagte, der als nächstes befragt wird, nicht behaupten. Er stand zusammen mit dem Attentäter Kujtim F. bereits vor Gericht. Sie planten zusammen nach Afghanistan zu reisen. Aber: „Es ging nicht nur um Krieg. Wir wollten dort leben“, sagt der 24-Jährige jetzt. „Letztlich ist das gescheitert. Sie sind beide verurteilt worden und beide bedingt aus der Haft entlassen worden“, fasst der Richter kurz zusammen. Kontakt hielt er mit dem Schützen trotzdem noch.

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Bald - so Gott will - werden wir es (Anm. Kalifat) zurückbringen wie es ursprünglich war #Islamischer Staat #Kalifat Islamischer Staat #Dubai #Libanon #Saudi-Arabien #Syrien #Frankreich #Griechenland #Deutschland #Türkei #Amerika

Nachricht von Kujtim F. an den Drittangeklagten

Genau wie der Zweitangeklagte war auch der Drittangeklagte bei der vermeintlichen Übergabe des Buches dabei - mehr habe man an diesem Tag nicht mit dem Attentäter interagiert. Bis auf eine Instagram-Nachricht, die Kujtim F. schickte: „Bald - so Gott will - werden wir es (Anm. Kalifat) zurückbringen wie es ursprünglich war #Islamischer Staat #Kalifat Islamischer Staat #Dubai #Libanon #Saudi-Arabien #Syrien #Frankreich #Griechenland #Deutschland #Türkei #Amerika“ Diese kommentierte der Mandant von Rudolf Mayer mit „Jeje“, was soviel wie „Ja Ja“ auf Deutsch bedeutet.

Verteidiger Rudolf Mayer (Bild: Zwefo)
Verteidiger Rudolf Mayer

Was er da bejahte will er nicht gewusst haben. Die Nachricht war auf Arabisch und das könne er weder sprechen noch lesen.

Anklage wirft Unterstützung und Bestärkung vor
Statt einer harmlosen Buchrückgabe am Tattag, beschreibt die Anklage, wie die zwei Vernommenen Stunden vor dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt dem Schützen bei den letzten Vorbereitungen und der Auswahl des Anschlagziels geholfen haben sollen. Dazu bekennen sich der Zweit- und auch Drittangeklagte nicht schuldig. Fortgesetzt wird am Donnerstag!

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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